Ein Zitat
"Sie behaupten, sie seien mächtiger, sie seien klüger als die Jünger... ja sie stünden Jesus in nichts nach, denn ihre Seelen seien in demselben Kreis gewesen." Der Kirchenvater Irenäus über die GnostikerFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Johannes 3,13-15
"Nur einer ist in den Himmel hinaufgestiegen. Es ist der, der auch vom Himmel herabgekommen ist: der Menschensohn. Es ist wie damals bei Mose, als er in der Wüste den Pfahl mit der Schlange aufgerichtet hat. So muss auch der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat."
Ein Anregung
Ich weiss, ein Foto von mir ist aus verschiedenen Gründen eigenartig. Es geht mir auch mehr um das T-Shirt. Darauf steht "Methodist". Es ist ein altes T-Shirt, das ich nur noch zum Wandern trage. Gestern, am Ende der Wanderung auf dem Busbahnhof Frauenfeld spricht mich ein Mann an: "Aha, du bist Methodist". "Ja", sage ich, und während er weitergeht ruft er mir zu: "Und ich bin Gnostiker".
Es ist das erste Mal, dass ich überhaupt auf den Schriftzug des T-Shirts angesprochen wurde. Doch so habe ich erfahren, dass es noch Gnostiker gibt in der heutigen Zeit. Theologisch vertreten heutige Gnostiker das Gleiche wie schon zur Zeit der ersten Christen.
Der Gnostizismus sieht ungefähr so aus: Die materielle Welt ist von einem niederen Engel oder Gott geschaffen und als solche minderwertig. Aber es gibt noch einen Funken Wissen von der allesentscheidenden göttlichen Einheit. Nun geht es darum, sich aus dem materiellen, körperlichen Gefängnis zu befreien, und so Teil der göttlichen Einheit zu werden. Dabei hilft Sophia (die Weisheit) und auch Jesus.
Die Sammlung der neutestamentlichen Bücher ist in der Auseinandersetzung von Gnosis und paulinischer Theologie entstanden. Die Gnosis wurde von der Kirche als Irrlehre verworfen. Unter dem Einfluss und in Abwehr des Gnostiker Marcion, geboren gegen Ende des 1. Jahrhunderts, wurden Schriften zusammengestellt, die frei von gnostischen Gedanken den christlichen Glauben angemessen (aus Sicht der frühen Kirche) wiedergeben. Speziell dabei war, dass das Alte Testament bewusst als Teil des christlichen Glaubens dazukam. Denn dieses wurde von der Gnosis weitgehend verworfen. Im Gott des alten Testaments sah die Gnosis den minderwertigen Schöpfer der minderwertigen materiellen Welt.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde
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