Freitag, 16. Juli 2021

Unwettergedanken und die Lücken

Ein Zitat

Die Lücke bei der neuen Linienführung des Gaiserbähnlis in St. Gallen
Foto © Jörg Niederer
"Das Wort 'Lücke' hängt etymologisch eng mit dem Wort Glück zusammen. Glück stammt vom Mittelhochdeutschen Ge-Lücke. Es gilt, die Lücke zu finden, wenn man glücklich werden will." Theodor Pindl

Ein Bibelvers - Jesaja 58,11a+12

"Der Herr wird dich immer und überall führen... Du wirst Stätten wieder aufbauen, die seit Langem in Trümmern liegen. Grundmauern aus vergangenen Zeiten wirst du wieder herstellen. Dann wird man über dich sagen: Das ist der, der die Mauerlücken schließt und unwegsames Land wieder bewohnbar macht."

Eine Anregung

Seit einigen Jahren sind die Brücken errichtet, und die Schienen verlegt. Jedoch fehlen noch 20 km einer Eisenbahnlinie im Süden Italiens. Und so bewegt sich auf der mehrere hundert Kilometer langen Strecke gar nichts. Durch ein europäisches Aufbauprogramm soll sich das nun ändern.

Es müssen nicht 20 Kilometer sein. Es reichen wenige Meter, die verhindern, dass die Züge rollen. Das kann aktuell sehr gut bei der neuen Linienführung des Gaiserbähnlis durch das Gebiet des Güterbahnhofs St. Gallen beobachtet werden. Doch hier ist das Ende des Ausbaus absehbar. Im Dezember 2021 soll es soweit sein.

Manchmal fehlt ganz wenig, damit es voran geht. Auch gesellschaftliche Einstellungen können einen Prozess, eine notwendige Veränderung blockieren. Mir scheint das beim Klimawandel der Fall zu sein. Viel fehlt nicht mehr, dass sich der gesellschaftliche (Klima-)Wandel einstellt. Gestern in der Sondersendung zu den Unwettern in der Schweiz und Deutschland führte Thomas Bucheli etwas kompliziert aus, dass ein Zusammenhang zwischen der Häufung der Extremereignissen, wie wir sie gerade erleben, und dem Klimawandel besteht. Das sehen immer mehr Menschen so. Vielleicht hätte bei einem Abstimmungstermin nach den aktuellen Unwetter-Ereignissen eine Mehrheit der Stimmberechtigen das CO2-Gesetzt angenommen.

Es wird Zeit, dass wir uns fragen: Sind wir die, welche die Lücke schliessen, oder sind wir die, welche sie offen lassen oder aufreissen. Fördern wir das Leben oder den Stillstand?

Was du nebst praktischer und finanzieller Hilfe bei den aktuellen Unwettern tun kannst: Bete für die Betroffenen! Und bete, dass wir uns nicht selbst im Weg stehen, statt in die Lücke zu treten und diese zu schliessen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

 

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