Donnerstag, 1. Juli 2021

Asterisk und Glottisschlag - oder die Sternchenpause

Ein Gedanke

Sonnen*untergang über Frauenfeld
Foto © Jörg Niederer
"'Gaga' ist nur die Energie, die in die (sprachpolitische) Bekämpfung des gesellschaftlichen Wandels gesetzt wird." Christiane Hohenstein, Professorin für Sprachdiversität an der ZHAW

Ein Bibelvers - Matthäus 5,45

"Denn er [der Vater des Himmels] lässt seine Sonne aufgehen über bösen und über guten Menschen. Und er lässt es regnen auf gerechte und auf ungerechte Menschen."

Eine Anregung

Der stimmlose glottale Plosiv oder Glottisschlag ist da, und selbst ich werde mit über 60 Jahren endlich darauf aufmerksam. Warum? Weil der Glottisschlag seit 1980 auch zur geschlechtergerechten Sprachentwicklung beiträgt. Zum Beispiel beim Wort "Leser*innen": Bei der Aussprache wird eine kurze Pause beim Sternchen gemacht, um hörbar und in verkürzter Sprache die Leserinnen und Leser, ja überhaupt alle, mit einzuschliessen.

Manche Worte haben verschiedene Bedeutungen wie z.B. Spiegelei. Wird es "Spiegel*ei" ausgesprochen, dann schmeckt es. Wird es "Spiegelei" ausgesprochen, dann ist damit eine Spiegelung gemeint.

Das Gendersternchen ist aktuell ziemlich umstritten. Vielleicht setzt es sich durch, vielleicht verschwindet es wieder. Aber es ist da, und wird zur Freude der einen und zum Ärger der andern verwendet oder nicht.

Spielerisch lässt sich mit Worten und dem Asterisk (dem Sternchen) noch so einiges anstellen. Hier eine kleine Auswahl an Begriffen, die schon Sinn machen: Mondfin*is, Schwe*haus, *enberg, O*, A*, mei*, ge*, *gucker, Morgen*, Aeug*, schu*, mei*, vergel*, lä*, lü*, pfla*, *hagelvoll, mu*, *singer*innen.

Findest du noch mehr solche Wörter?

Dann wäre da noch unser nächster Stern, die Sonne. Die geht bekanntlich für alle Erdbewohner*innen auf.

Ach ja: Was die Glottis ist, kannst du dir hier anschauen!

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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