Ein Zitat
"Das Nomen, auf das unser Wort 'Teufel' zurückgeht, ist wohl von dem Verb διαβάλλειν diaballein 'auseinanderbringen / durcheinanderwerfen' abzuleiten." WiBiLexFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Matthäus 13,39
"Der Feind, der das Unkraut sät, steht für den Teufel. Die Ernte steht für das Ende der Welt. Die Erntearbeiter stehen für die Engel."
Ein Anregung
Von den x-tausend Motorisierten, die jeden Tag den Bareggtunnel bei Baden passieren, wissen die wenigsten, dass sie gerade dem Teufel durch den Keller fahren. Teufelskeller heisst die Felssackung über der Limmat, die nach dem Rückzug der eiszeitlichen Gletscher vor rund 100'000 Jahren entstanden ist. Heute ist es eine "...einzigartige kleinräumige Berg- und Tallandschaft mit Felstürmen, Blockschutthalden und Spalten".
Der Teufelskeller ist der einzige in der Schweiz, der diesen Lokalnamen trägt. Teufelsküchen gibt es viele, bekannt ist auch die Teufelsschlucht, und selbst ein Teufelsfriedhof existiert.
Wandernde, die sich in den Teufelskeller hineinbegeben, wundern sich kaum, dass der Ort so genannt wird. Ein seltsamer Zauber geht von ihm aus. Seit 1987 ist er als Naturreservat ausgewiesen. Vertraglich wurde mit dem Kanton Aargau festgelegt, dass während 50 Jahren kein Holz genutzt wird, und weil auch zuvor im schwer zugänglichen Gebiet kaum Holz geschlagen wurde, wachsen hier die ältesten und höchsten Bäume. In tiefen Mulden wurzelnde Buchen, Eschen und Fichten wachsen bis 50 m hoch. Umgefallene Baumstämme liegen kreuz und quer und werden von bis zu 150 Holzpilzarten und unzähligen Käfern zersetzt. Dazwischen finden sich immergrüne Farne wie die seltene Hirschzunge. Es ist eine grüne Hölle, eben ein Teufelskeller.
Als wir uns gestern durch diesen "Urwald" kämpften, hörten und sahen wir kaum Tiere. Ganz still dampfte der Wald in der heissen Mittagssonne. Gespenstig und faszinierend eröffnete er immer neue Einblicke voller Zauber. Paradox, dass eine der schönsten Natursehenswüdigkeiten, von denen es in und um Baden herum so einige gibt, nach dem Widersacher Gottes benannt ist. Zuviel der Ehre, könnte man sagen. Doch ganz allein kann sich der Teufel nicht breitmachen. Über seinem Keller thront ein weiterer religiös aufgeladener Ort, der Chrüzliberg (die Sage dazu folgt im Beitrag von morgen), und an seinem Fuss findet sich der Friedhof Liebefels.
Anders als Naturschutzgebiete ist der "...Wald unter Rücksichtnahme auf Tiere und Pflanzen frei begehbar". Jedoch wird auf der Informationstafel davor gewarnt, ihn bei Wind und starken Niederschlägen zu besuchen, "...wegen der Gefahr von abbrechenden Ästen".
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde
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