Samstag, 10. Juli 2021

Ein Korb voll Wasser

Ein Gedanke

Rattankorb
Foto © Jörg Niederer
"Wer einen Korb bekommt, sollte damit einkaufen gehen." Andreas Bechstein

Ein Bibelvers - 5. Mose 26,2.4+5

"Aber alles, was mir damals als Vorteil erschien, sehe ich jetzt – von Christus her – als Nachteil. Ja wirklich: Ich betrachte es ausnahmslos als Nachteil. Dahinter steht die überwältigende Erkenntnis, dass Jesus Christus mein Herr ist! Verglichen mit ihm ist alles andere wertlos geworden, ja, in meinen Augen ist es nichts als Dreck! Mein Gewinn ist Christus."

Eine Anregung

Nun habe ich das neuste Buch von Usama Al Shahmani mit Gewinn fertig gelesen und kann es sehr empfehlen. In diesem Werk mit dem Titel "Im Fallen lernt die Feder fliegen" gibt es eine kleine Geschichte (Seiten 63-64). Anstelle einer Kritik, hier dieses Korbgleichnis, das, so meine ich, auch im christlichen Kontext funktioniert.

"Es war einmal ein Bauer, der auf seinem Feld lebte. Jeden Tag, wenn er mit seiner Arbeit fertig war, sass er in einer Ecke seines Hauses und las aus dem Koran. Sein jüngster Sohn, der neun Jahre alt war, bewunderte das und versuchte es auch. Aber nach zwei Tagen hörte er auf und ging zum Vater.
'Ich habe versucht, es genau wie du zu machen, aber als ich den Text las, verstand ich kein Wort und fand es schwierig, dranzubleiben. Ich legte das heilige Buch wieder in den Schrank zurück und sah, dass kein Satz in meinem Gedächtnis geblieben war. Warum machst du das jeden Tag, Vater? Was nützt dir das?'
Statt einer Antwort verlangte der Vater den Korb, den sie für die Holzkohle benutzten. Der Korb war bunt und aus Palmwedeln geflochten.
'Nimm ihn und bring mir Wasser vom Bach darin.'
Der Sohn blieb stehen. Wie soll man Wasser in einem Korb transportieren? Er tat es aber trotzdem.
'Du musst ein bisschen schneller gehen, damit du das Wasser unterwegs nicht verlierst.'
'Das ist aber unmöglich, Vater', sagte der Sohn wütend. 'Das Wasser sickert hindurch.'
'Du musst dir mehr Mühe geben, damit du es behalten kannst. Also, geh jetzt.'
Der Sohn war überzeugt, dass er mit keinem Tropfen zum Vater zurückkehren würde. Er ging aber trotzdem, um seinem Vater zu beweisen, dass das unmöglich sei. Verzweifelt kam er zu ihm zurück.
'Siehst du. Das hat keinen Sinn.'
'Denkst du wirklich, dass das keinen Sinn hat?', fragte der Vater und nahm den Korb. 'Siehst du nicht, was passiert ist?'
'Was denn?'
'Der Korb ist sauber geworden. Man sieht nun alle Farben, die von der Schwärze der Kohle bedeckt waren, und das ist das, was mit meiner Seele passiert, wenn ich den Koran lese. Es gibt Taten und Worte, die uns innerlich und äußerlich rein machen, auch wenn wir sie nicht genau begreifen.'
Der Sohn nahm den Korb und sah wirklich, dass alle Farben wieder strahlten."

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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