Ein Zitat
"Dreizehn Mann saßen auf einem Sarg, Ho! Ho! Ho! - und ein Fass voller Rum. Sie soffen drei Tage, der Schnaps war stark, Ho! Ho! Ho! - und ein Fass voller Rum. Sie liebten das Meer und den Schnaps und das Gold. Ho! Ho! Ho! - und ein Fass voller Rum. Bis einst alle dreizehn der Teufel holt, Ho! Ho! Ho! - und ein Fass voller Rum." Aus Michael Ende: Jim Knopf und Lukas der LokomotivführerFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Jeremia 25,27
Gerichtsankündigung durch den Propheten Jeremia an die Israeliten: "So spricht der Herr Zebaot, der Gott Israels: Trinkt aus dem Becher, betrinkt und übergebt euch! Fallt hin und steht nicht wieder auf! Denn euch wird das Schwert niederstrecken, das ich zu euch sende."
Ein Anregung
Die Gebrüder Grimm haben die folgende Sage aus dem aargauischen Baden der Nachwelt erhalten:
"Auf einer Burg in der Nähe von Baden lebte ein Mädchen, das oft zu einem nahe gelegenen Hügel ging, um dort im Schatten des Gebüschs zu ruhen. Dieser Hügel war aber von Geistern bewohnt und er wurde einmal, bei einem furchtbaren Wetter von ihnen verwüstet und zerrissen. Als das Mädchen eines Tages wieder dorthin kam, beschloss es, in die geöffnete Tiefe hinabzusteigen. Es trat, als es Nacht wurde, hinein, wurde aber alsbald von wilden, entsetzlichen Gestalten ergriffen und über eine grosse Menge Fässer immer tiefer und tiefer in den Abgrund gezogen.
Am andern Tag fand man das Mädchen auf einer Anhöhe in der Nähe des verwüsteten Hügels, die Füsse in die Erde verwurzelt, die Arme in zwei Baumäste ausgewachsen und der Leib einem Steine ähnlich. Durch ein Wunderbild, das man aus dem nahen Kloster herbeibrachte, wurde es aus dem furchtbaren Zustand erlöst und zur Burg zurückgeführt.
Auf den Gipfel des Hügels setzte man ein Kreuz, und noch jetzt heisst dieser Hügel Kreuzliberg und die Tiefe mit den Fässern des Teufels Keller."
Diese Sage erklärt die Herkunft von zwei Lokalnamen: "Teufelskeller" und "Chrüzliberg". Vermutlich wird damit auch die skurrile Landschaft an der Ostseite des Bareggs begründet, (das Werk von bösen Geistern) und zugleich an einen früheren paradiesischen Zustand erinnert, als sich dort junge Frauen sicher fühlen konnten. Doch wehe, wer sich neugierig in die Tiefe wagt. Auf Fässern wird die junge Frau in die Tiefe gezogen.
Bei der Schnapsproduktion gibt es den "Devil’s Cut" (Diebstahl des Teufels). Das ist das Destillat, das bei der Leerung der Holzfässer in den Tauben zurückbleibt. Siehe hier!
Dass der Teufel den Schnaps gemacht habe, um uns zu verführen, besingt auch Udo Jürgens. Beim Alkoholkonsum ist der "Absturz" und "Abstieg" ein gängiges Motiv. Die Frau verliert in der Folge die eigene Koordination und Mobilität und wird zu einem Mischwesen aus Baum und Fels, zum Mahnmal, zu einer Scheintoten (einer Schnapsleiche?). Ein Kruzifix, vom Teufel geformt - das darf nicht sein. Und da kommt nun das christliche Wunderbild aus dem Kloster ins Spiel. Vertieft in das fromme Heilsbild findet die Erstarrte einen Weg aus der Sucht. Gottes Kraft ist grösser als die des Teufels (des Schnapsteufels?).
Vielleicht ist diese Sage also auch ein Gleichnis für die Sucht, die ins Verderben führt, und die Kraft Gottes, die daraus befreit.
Hier kann Udo Jürgens Lied "Der Teufel hat den Schnaps gemacht" angehört werden.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde
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