Freitag, 25. Juni 2021

Umsorgt Sterben ist teuer

Ein Gedanke

Das Sterbehospiz in der Villa Jacob in St. Gallen hat eröffnet
Foto © Jörg Niederer
Im Leben ist jeder und jede einmal tot. / Zuvor sucht die Hoffnung Argumente, stirbt zuletzt. / Gedanken warten darauf, gedacht zu werden. / Menschen suchen Auswege, halten Hände, bis… / ja bis er da ist, der ganz persönliche Karfreitag. / Tränen, letzte Worte, letztes Schweigen, / letzte Blicke, letztes Aufatmen, noch einmal nur… / leben.

Ein Bibelvers - Philipper 1,21

Paulus: "Denn für mich ist Christus das Leben. Und deshalb ist sogar das Sterben für mich ein Gewinn."

Eine Anregung

Menschenwürdig und umsorgt die letzten Tage des Lebens zu verbringen ist für viele Menschen in der Schweiz ein grosses Bedürfnis und eine grosse Sorge. Denn längst gibt es nicht genug bezahlbare palliative Angebote, und entsprechende Hospize sind noch teuer. In St. Gallen sind die ersten Patientinnen und Patienten in die sanierte Villa Jacob eingezogen. Das klassizistische Haus mit den grossen Fenstern und hellen Räumen ist ideal für die professionelle Sterbebegleitung von Menschen. Dabei wäre es beinahe abgerissen worden. Heute steht es 20 Meter von seinem ursprünglichen Standort entfernt, wohin es verschoben wurde, um den Ausbau des Pflegeheims GHG Rosenberg zu ermöglichen.

Wer sich am Lebensabend entscheidet, in diesem Haus zu sterben, muss tief in die Tasche greifen. CHF 8000.- kostet der Monat. Die Krankenkassen kommen nicht für diese Dienstleistung auf.

Diese stossende Situation hat zur Motion "Für eine angemessene Finanzierung der Palliative Care" im Ständerat geführt. Der Text lautet: "Der Bundesrat wird beauftragt, die notwendigen gesetzlichen Grundlagen zu schaffen, damit eine bedarfsgerechte Behandlung und Betreuung aller Menschen am Lebensende schweizweit gewährleistet ist, unter Berücksichtigung der allgemeinen und spezialisierten Angebote der Palliative Care in allen Versorgungsbereichen, ambulant, stationär sowie an Schnittstellen. Die Kantone sind in geeigneter Weise einzubeziehen." Am 16. Juni 2021 wurde die Motion vom Nationalrat angenommen, nachdem dies im Ständerat schon am 15. Dezember 2020 geschehen war.

Für die von der selbständigen methodistischen Diakonie Bethanien eben erst in den neuen Hauptsitz in Zürich verlegte "Pallivita" kommt diese Motion zu spät. Aus Kostengründen musste das Angebot geschlossen werden. "Ein äusserst trauriger Moment, da eine sehr professionelle und den Menschen in ihrer letzten Lebensphase zugewandte Arbeit nicht mehr angeboten werden konnte", so der Direktor Andreas Winkler in seinem Bericht an die Tagung der Jährlichen Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche. Siehe dazu auch: 

Da kann man dem Hospiz in der Villa Jacob nur wünschen, dass seine Dienstleistungen langfristiger gesichert sind. Vorerst ist der Verein Hospiz St.Gallen für 10 Jahre an diesem Standort eingemietet.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde


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