Ein Gedanke
"Konferenzen = Problemfestspiele." Wolfram Weidner (*1925), dt. JournalistFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Apostelgeschichte 15,6+7a
"Daraufhin versammelten sich die Apostel und die Gemeindeältesten, um über diese Frage zu beraten. Dabei kam es zu einem heftigen Streit."
Eine Anregung
Die Konferenz war bereichernd, herausfordernd und voller Eindrücke und Begegnungen. Je nach Verantwortung war sie auch belastend. Alles ist gut gegangen, es gab manche motivierende Information und Anregung. Das Resümee ist durchaus positiv.
Dann kommt der Tag danach.
Schon in der Bahn nach Hause, noch zusammen mit anderen Delegierten, schleicht sich bei mir eine eigenartige Stimmung ein, eine Mischung aus Erschöpfung, Erleichterung und Leere: der Nach-Konferenz-Blues. Statt voller Elan zurück an die Arbeit, kostet mich der Weg ins Büro, in die Kirche, grosse Überwindung. Ich bleibe an tausend Kleinigkeiten hängen, ordne unnütze Dinge, lande vor der Glotze, bin mit mir und der Welt unzufrieden, stosse mich schmerzhaft an Details und lande im Selbstmitleid.
Bitte versteht mich nicht falsch: Pfarrer sein ist und bleibt meine Berufung und Leidenschaft. Aber nach der Konferenz ist die Spannung weg, die Freude klein, der Alltag schleppt sich, und leise macht sich das schlechte Gewissen breit, weil ich mich grundlos mies fühle.
Liese sich der Tag nach der Konferenz mit seinem Blues löschen, ich täte es.
Aber dann sage ich mir: Da musst du durch! Und ich rapple mich auf, packe den Post-Konferenz-Blues zur unerledigten Arbeit in die Kiste und mache nach einiger Zeit einmal mehr die Erfahrung, dass er sich - so weggeräumt - erst nach der nächsten Konferenz zurückmelden wird. Dann aber wird er wieder so sicher da sein wie das Amen in der Kirche.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde
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