Ein Gedanke
"Ein Mann am Steuer eines Autos ist ein Pfau, der sein Rad in der Hand hält." Anna Magnani, italienische Schauspielerin (1908 - 1973)Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - 1. Könige 10,22
"Denn Salomo hatte große Handelsschiffe, die zusammen mit Hirams Schiffen übers Meer fuhren. Alle drei Jahre kamen die Handelsschiffe zurück und brachten Gold, Silber, Elfenbein, Affen und Pfauen."
Eine Anregung
Der Pfau ist das ideale Tier für religiöse Analogien und Fehlinterpretationen. Das Christentum übernahm einige davon aus andern Religionen. So stand der Vogel für die Sonnenverehrung, und dann auch für den Himmel. Weil man annahm, sein Fleisch sei unverweslich, wurde der Pfau zum Symbol der Unsterblichkeit. Weil beobachtet wurde, wie er im Jahresverlauf die Federn verlor und wieder neue bekam, wurde er zu einem Bild der Auferstehung. Die vielen Augen im Federkleid symbolisierten die Allwissenheit von Christus, Gott und der Kirche.
Dass Rad schlagende Pfaue immer wieder weit hallende Schreie ausstiessen, führte zu folgender Erklärung: Immer, wenn der Pfau mitten in seinem eitlen Tanz die hässlichen Füsse bemerkte, hielt der sonst makellos schöne Vogel inne und stiess ärgerlichen Schrei aus. Im Büchlein Physiologus, einer Sammlung mittelalterlicher Tierallegorien, wird dies so auf die Christ*innen übertragen: "Auch du, verständiger Mensch, so du anschaust deine Bestimmung und das Gute, das Gott dir gegeben, freue dich und sei glücklich und frohlocke in deinem Herzen; blickest du aber nach deinen Füßen, das ist: nach deinen Sünden, dann schreie und weine zu Gott, und hasse dein Unrecht wie der Pfau seine Füße, damit du vor dem Bräutigam gerechtfertigt erscheinest." So ist der Pfau nicht nur ein positives christliches Symboltier, sondern steht auch für die Todsünde "Stolz".
Es ist unsicher, ob in der Bibel der Pfau vorkommt. Ein Importgut von König Salomo mit der Bezeichnung "tukkijjîm" wurde mit dem Pfau gleichgesetzt, wegen der Ähnlichkeit zum einheimischen Namen "tokei" in Sri Lanka. Wahrscheinlicher ist "tukkijjîm" aber ein ägyptisches Lehnwort für Affe, und die importierten Tiere könnten Paviane gewesen sein. Doch sicher ist das nicht, und so kommt auch in neueren Bibelübersetzungen der Pfau an zwei Stellen weiter vor.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde
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