Montag, 27. Januar 2025

Kommen und Gehen

Ein Zitat

Skulptur 'Kommen und Gehen' von Roland Fornaro auf dem Friedhof Huttwil.
Foto © Jörg Niederer
"Vielleicht wird nichts verlangt von uns, während wir hier sind, als ein Gesicht leuchtend zu machen, bis es durchsichtig wird." Hilde Domin (1909-2006)

Ein Bibelvers - Psalm 139,7+8

"Wohin könnte ich gehen vor deinem Geist, wohin fliehen vor deiner Gegenwart? Würde ich in den Himmel steigen: Du bist dort. Würde ich mich in der Unterwelt verstecken: Dort bist du auch."

Eine Anregung

Einzelne Stahldrähte, gebogen zu Konturen eines Menschen in seinen verschiedenen Lebensstadien, das stellt die Skulptur "Kommen und Gehen" von Roland Fornaro auf dem Friedhof Huttwil dar. 

Schon immer haben wir das Leben in Stadien eingeteilt und fantasievoll dargestellt. Die Weise, wie es der Künstler mit dem gebogenen Draht tut, gefällt mir auch deshalb, weil er sich nicht scheut, auch das Ende, den Tod (auf der Fotografie links unten im der Ecke), darzustellen. Dem Kunstwerk beigefügt ist das Gedicht "Jeder der geht, belehrt uns ein wenig" von Hilde Domin: 

"Jeder der geht / belehrt uns ein wenig / über uns selbst.
Kostbarster Unterreicht / an den Sterbebetten.
Alle Spiegel so klar / wie ein See nach grossem Regen, / ehe der dunstige Tag / die Bilder wieder verwischt.

Nur einmal sterben sie für uns, / nie wieder.
Was wüssten wir je / ohne sie?
Ohne die sicheren Waagen / auf die wir gelegt sind / wenn wir verlassen werden.
Diese Waagen ohne die nichts / sein Gewicht hat.

Wir, deren Worte sich verfehlen, / wir vergessen es.
Und sie?
Sie können die Lehre / nicht wiederholen.

Dein Tod oder meiner / der nächste Unterricht: / so hell, so deutlich, / dass es gleich dunkel wird."

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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