Montag, 13. Januar 2025

Ein wenig Thurgau im Aargau

Ein Zitat

Die Bronzeplastik der römischen Göttin Pomona des Künstlers Eduard Spörri an einer Ecke des Zofinger Stadthauses.
Foto © Jörg Niederer
"Es gibt angesehene Bürger, die niemals auf die Idee kämen, einen Apfel vom Nachbarbaum zu stehlen, aber ihr Geld ins Ausland schaffen, um es vor dem Fiskus zu verstecken." Erwin Huber, deutscher Politiker (*1946)

Ein Bibelvers - 1. Mose 3,2+3

"Die Frau [Eva] erwiderte der Schlange: 'Von den Früchten der Bäume im Garten dürfen wir essen. Nur die Früchte von dem Baum, der in der Mitte des Gartens steht, hat Gott uns verboten. Er hat gesagt: Esst nicht davon, berührt sie nicht einmal, sonst müsst ihr sterben!'"

Eine Anregung

Kennst du Pomona. Bei ihr handelt es sich um die römische Göttin der Baumfrüchte und des Obstes. Also in gewisser Weise eine ideale Göttin für den Apfelkanton Thurgau. Ich bin Pomona in Form einer Skulptur an einem Ort begegnet, an dem ich wohl schon hunderte Male vorbeigegangen bin. Die Bronzeplastik der "Apfelgöttin" vom Wettinger Künstler Eduard Spörri steht auf einem Podest in einer Ecke des Stadthauses von Zofingen. Dort in der Nähe war ich vor einigen Jahren zuhause. Doch erst neulich habe ich mir gesagt: Jetzt schaue ich einmal nach, was diese Bronze darstellen soll.

Sie passt ziemlich gut zu meinem gestrigen Beitrag (Siehe Blog vom 12. Januar 2024!). Denn es geht um Bäume, diesmal speziell um Apfelbäume und deren Früchte. In Ovids nicht jugendfreiem Werk "Metamorphosen" muss Pomona von Vertumnus erst zur Ehe mit ihm überredet werden, was dieser mit dem Verweis auf eine Ulme tut, die mit einer Rebe zusammengewachsen ist.

Die Pomona am Stadthaus Zofingen hält in beiden Händen Äpfel. Sie sind die Merkmale, dass es sich um diese römische Göttin handelt. Mir fällt die Parallele zu den Heiligendarstellungen auf. Auch da gibt es solche Erkennungsmerkmale, die es zulassen, den Heiligen oder die Heilige sicher zu identifizieren. In der Kirchlichen Kunst ist der Apfel eher negativ bewertet. So gehört der Apfel als Attribut zum Heiligen Sabas, der einst trotz bitterem Hunger den saftigen Apfel als Bild der Sünde verschmähte.

Die kirchliche Tradition hat die verbotene Frucht aus der Paradiesgeschichte der Bibel (1. Mose 3) immer als Apfel interpretiert. Er war folglich ein Symbol des Sündenfalls und der Erbsünde. Doch dann gibt es eben auch die Apfelmadonna: Maria mit dem Kind, wobei entweder das Jesuskind oder die Maria einen Apfel in Händen hält.

Mit der Geburt Jesu durch Maria hat diese den Weg zurück ins Paradies vorbereitet. Maria ist die neue Eva, und Jesus der neue Adam. Die Erbschuld ist überwunden. Nun ist der Apfel nicht mehr Zeichen menschlicher Hybris, sondern Ausdruck der Gnade und des Lebens.

Wer mehr über den Apfel und die Apfelmadonna erfahren möchte, findet hier oder da mehr Informationen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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