Donnerstag, 16. Januar 2025

Die Ukraine, in ihrer ganzen Schönheit

Ein Zitat

Eine deutsche Dogge vergnügt sich in einem Kornfeld.
Foto © Jörg Niederer
"Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben." Zitat von Primo Levi (1919-1986) aus dem Jahr 1986 über den Holocaust

Ein Bibelvers - Jesaja 17,9

"Zu der Zeit sind Israels befestigte Städte verlassen. Es geht ihnen wie den Städten der Hiwiter und Amoriter, die diese einst den Israeliten hinterließen. Es entsteht eine menschenleere Wüste."

Eine Anregung

Ich war noch nie in der Ukraine und habe die unglaublich weitläufige Landschaft mit den Getreidefeldern bis zum Horizont noch nie selbst erlebt. So behelfe ich mir für diesen Beitrag mit einem Foto einer Deutschen Dogge in einem Thurgauer Getreidefeld.

Die ukrainische Landschaft ist mir durch die Beschreibungen von Primo Levi so vertraut, als wäre ich dort gewesen. In seinem Buch "Die Atempause" beschreibt er eindrücklich seine Befreiung aus dem Konzentrationslager Auschwitz, und wie er gemeinsam mit einigen anderen dem Tode Entronnenen die 4 monatigen Heimreise via Polen, die Ukraine, Rumänien und Ungarn zurück nach Italien erlebte. Es sei eine der glücklichsten Zeiten seines Lebens gewesen, als er durch diese weite Kornkammer Europas reiste.

Daran wurde ich erinnert, als ich den Kurzfilm "1 million bombs before" von Vlad Vasylkevych gesehen habe. Er gewann mit dem Film die Drone Photo Awards 2024. Darin wird die Ukraine in ihrer ganzen Vielfalt aus der Vogelperspektive gezeigt, so wie sie war, bevor der Krieg mit Bomben und Tod weite Teile des Landes ruinierte.

Der Frieden, den Primo Levi auf seiner Reise zurück ins Leben in der Ukraine erlebte, ist Vergangenheit. Die Gegenwart ist eine andere, eine, in der viele Ukrainer:innen die weiten Kornfelder hinter sich lassen müssen und auf eine Odyssee aus der Kriegsgefahr aufgebrochen sind.

Ich schaue mir den Kurzfilm an, ein Ausschnitt aus dem gesamten Film, in dem sich alles rückwärts bewegt, zurück in eine Zeit, als noch nicht Millionen von Bomben tiefe Narben in der Landschaft und Seele der Menschen hinterlassen haben. Ich nehme mir die Bilder zum Anlass, für die Menschen in der Ukraine zu beten, auch für die Methodist:innen dort, für den Distriktsvorsteher Oleg Starodubets mit seiner Familie, für die Familien der Kriegsopfer, für die Geflüchteten, für den Frieden und dass die Hoffnung und Schönheit nicht stirbt in der hart geprüften Ukraine. Möge bald die Zeit kommen, in der sich das Leben in der Ukraine wieder zum Guten wendet.

 Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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