Ein Zitat
"Gemäss Definition ist Schnee, der mehr als ein Jahr alt ist, Gletscher." Aus dem Tagblattartikel "So bewahrt man den Schnee: Glaziologe Matthias Huss hat einen kleinen Gletscher im Garten"Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - 1. Mose 1,2
"Die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag über dem Urmeer. Über dem Wasser schwebte Gottes Geist."
Eine Anregung
Für einmal ist es kein Hundekothaufen, der in St. Gallen zu reden gibt. Zumindest einer Person ist der zwei, drei Meter hohe Altschneeberg bei der Hauptpost am Bahnhof St. Gallen sauer aufgestossen. So zumindest interpretiere ich die Energie, die in diese Kartonbeschriftung gesteckt wurde: "Danke SG dass ich soo lange hier sein darf!!!". "soo" mit zwei Os und drei Ausrufezeichen, aber kein Komma vor "dass". Man könnte nun auch über das Plakat selbst nörgeln und dabei von Littering sprechen, dem unerlaubten entsorgen von Sperrgut und Karton.
Oder verstehe ich die Anschrift falsch? Waren das Kinder, die sich wirklich über diesen schmutzigen Altschneeberg freuen? In Davos wäre wohl so etwas nicht geschehen. Die haben überall hohe Schnee-Abräumhalden. Aber vielleicht ist das ja auch das Schneedepot für das kleinste Skigebiet der Welt an der Schneebergstrasse in St. Gallen. "Schneebergstrasse"; Nomen est Omen! Dahin gehören die Schneeberge, an die Schneebergstrasse!
Oder ist es eine Dependence von Glaziologe Matthias Huss, der im Garten auf 500 Metern über Meer einen eigenen Gletscher einrichtet und ihn vom Abschmelzen so lange wie möglich zu schützen versucht?
Zurück zum Altschneeberg in zentraler Lage bei der Hauptpost. Vermutlich macht es mehr Sinn, den Schnee an dieser Stelle langsam aber sicher schmelzen zu lassen, bis er eben "Schnee von Gestern" geworden ist. Solcher Altschnee ist jeweils stark belastet mit Schadstoffen, die durch den Strassenverkehr anfallen. Wenn er in Form von Schmelzwasser in die städtische Kanalisation gelangt, wird er wohl weniger Schaden anrichten, als wenn man ihn bei der Martinsbrücke in die Goldach schüttet. Zudem würde der Abtransport des Altschnees zu mehr LKW-Verkehr führen und Arbeitskräfte unnötig für etwas binden, das von ganz allein verschwindet.
Wer weiss, möglicherweise kommt die Zeit, in der wir alle uns wieder Altschneehaufen wünschten mitten in der Stadt. Bis dahin freue ich mich an der durch Ärger erzeugten Kreativität von Menschen. Eine Steilvorlage für diesen Beitrag. "Sich Ärgernde aller Nationen vereinigt euch und werdet kreativ!"
Vielleicht ist so ja auch die Welt entstanden. Gott ärgerte sich über diese unglaublich verschwenderische Leere, dieses Nichts, das da einmal war: "Da muss ich etwas machen", sagte er/sie sich und steckte eine Kartonbeschriftung in das leere Nichts. Darauf stand: "Danke, dass ich hier soo lange bleiben darf!!!"
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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