Ein Zitat
"Im schlimmsten Fall kam es selten zum Allerschlimmsten." Aus: Malachy Tallack, Das Tal in der Mitte der Welt, München 2018, S. 21Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Psalm 90,10
"Unser Leben dauert etwa 70 Jahre, und wenn wir bei Kräften sind, auch 80 Jahre. Das meiste daran ist nur Arbeit und vergebliche Mühe. Schnell ist es vorüber, im Flug sind wir dahin."
Ein Anregung
Im oben erwähnten Buch von Malachy Tallack über das Leben auf den Shetlandinseln wird eine Frau mit diesen Worten beschrieben: "Fast ihr ganzes Leben lang hatte sie Freizeit nicht gekannt. Zwei Mädchen aufziehen, arbeiten, alle mit Essen versorgen: Keine Zeit hatte sich je frei angefühlt. Und wenn sie mal eine Pause machte, was sie hin und wieder tun musste, hatte sie in diesen Augenblicken immer ein schlechtes Gewissen, als gehörten sie nicht rechtmässig ihr, sondern wären einem anderen gestohlen, einem, der sie mehr verdient hatte. wenn sie einmal innehielt und sich mit einer Tasse Tee in der Hand hinsetzte, überfielen sie sofort Gedanken an alles, was sie stattdessen tun könnte und tun sollte. Das Wohnzimmer musste gesaugt, das Bad musste geputzt, Essen musste gekocht, Wäsche gewaschen werden. Sie ärgerte sich nie über die Arbeit, die anfiel - schliesslich hatte sie sich dieses Leben ausgesucht -, aber sie hasste es, wie sie ihre Gedanken steuerte, als hätte sie einen Polizisten in sich."
Kannst du dir vorstellen, keine Freizeit zu haben, immer beschäftigt, immer an der Arbeit? Meldet sich bei dir das schlechte Gewissen, wenn du einmal nichts tust?
Ich glaube, für Menschen ohne Musse hat Gott die Freizeit geschaffen, und den Ruhetag dazu, damit sich auch ja niemand aus dem Nichtstun herausreden kann. Gerade weil das Leben Arbeit und Mühe ist, braucht es auch das unverschämte Nichtstun.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde
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