Ein Zitat
"Wer Licht in die Welt bringen will, wird entweder Elektriker oder Priester." Bischof Ivo Fürer (1930-2022)Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Matthäus 5,4
"Glückselig sind die, die trauern. Denn sie werden getröstet werden."
Ein Anregung
Die Feierlichkeiten waren im vollen Gang. Im Altarbereich blickte ein Bischof suchend zum St. Gallen Himmel hoch. Das Trillern der Alpensegler übertönte selbst Orgel und Gesang, als würden die flinken Vögel durch (und nicht über) den weitläufigen barocken Kirchenraum fliegen.
Einige hundert Menschen nahmen heute Abschied vom verstorbenen Bischof Ivo Fürer. Dankbarkeit, Respekt und Auferstehungshoffnung ist spürbar. Anekdoten werden zum Besten gegeben. Auch eine Methodistin spielt dabei eine Rolle, vielleicht sogar die Hauptrolle. Immerhin waren ihretwegen 50 Sicherheitsleute abgestellt. Der Bischof Ivo Fürer dagegen brauchte keinen Schutz. Er hatte Gott auf seiner Seite. 1998 begegneten sich der Bischofs von St. Gallen und die damaligen First Lady Hillary Clinton. Ob auch ein methodistischer Pfarrer mit von der Party war, weiss ich nicht. Aber laut katholischem Pressedienst soll Ivo Fürer in der einflussreichen und damals noch sehr beliebten Frau ein Werkzeug Gottes gesehen haben.
Zurück in der Bestattungsfeier, nach der Eucharistie, wurde der Verstorbene in der St. Otmarskrypta beigesetzt. Es war ein bisschen so wie bei einer Trauung. Alle schauten erwartungsvoll nach hinten. Aber nicht, um einen ersten Blick auf die Braut zu werfen, sondern um zu sehen, wie der Sarg im Raum unter der Kirche verschwand. Kein Anfang. Ein Ende. Und doch auch ein Anfang des Glaubens.
Dann ist die zweistündige Feier zu Ende. Wieder rufen die Alpensegler auf ihrer wilden Jagd, als wäre nichts geschehen, dort in der Kirche des Gallus. Ein weiterer Bischof von St. Gallen ruht in Frieden.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde
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