Ein Zitat
"Der Begriff 'Umweltrassismus' ist in den 1980er-Jahren in den USA entstanden und artikuliert die rassistischen Effekte ungleicher Verteilung von Umweltgütern und -risiken." Heinrich-Böll-Stiftung Hessen e.V.Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Klagelieder 5,7
"Unsere Väter sind schuld, sie leben nicht mehr. Doch wir müssen die Folgen ihrer Schuld tragen."
Eine Anregung
Die an der Generalkonferenz angenommenen revidierten Sozialen Grundsätzen der Evangelisch-methodistischen Kirche enthalten auch einen Abschnitt zum Umweltrassismus. Darunter versteht man eine ungleich verteilte Last. Nicht die Hauptverursacher tragen die Konsequenzen. Diese werden den Menschen aufgebürdet, welche meist deutlich weniger zum menschgemachten Klimawandel beigetragen haben.
Es folgt der entsprechende Auszug aus den Sozialen Grundsätzen:
Haushalterschaft der Schöpfung
In Genesis 1 lesen wir, dass Gott die Schöpfung für gut erklärt (Genesis 1,4.10.12.18.25.31), und in Genesis 2, dass Gott «den Menschen nahm und ihn in den Garten Eden setzte, dass er ihn bebaue und hüte» (Genesis 2,15). Die Güte der Schöpfung Gottes und der Wert, der jedem Teil davon zukommt, ist ein Aufruf an die Menschen, die Schöpfung und alle mit ihr zusammenhängenden Aspekte zu respektieren, zu schützen und für sie zu sorgen.
A. Umweltrassismus
Wir geben zu, dass die negativen Auswirkungen, die aus der Zerstörung der natürlichen Welt resultieren, in unverhältnismäßiger Weise marginalisierte Gemeinschaften treffen, darunter indigene Stämme, religiöse und ethnische Gemeinschafen, Menschen, die in Armut leben und andere gefährdete Gruppen. Wir versprechen daher, uns allen Formen der Umweltausbeutung, Vernachlässigung und Diskriminierung zu widersetzen. Diese Praktiken führen dazu, dass verarmte Bevölkerungsgruppen und Entwicklungsländer die Hauptlast von gefährlichen Umweltbelastungen, industrieller Verschmutzung, Giftmülldeponien und städtischem Verfall zu tragen haben. Solches Verhalten ist Umweltrassismus. Wir wenden uns gegen politische Massnahmen und Praktiken, welche marginalisierte Gemeinschaften auf Dauer in die Unterschicht abdrängen und indigene und andere Quellen gemeinschaftlicher Weisheit ignorieren, welche dazu aufrufen, Luft, Land und Wasser mit tiefem Respekt zu behandeln.
Darüber hinaus leiden diese Bevölkerungsschichten überproportional an vermeidbaren Krankheiten wie Asthma, Krebs, Geburtskomplikationen usw. Diese Gesundheitsprobleme werden mit Schadstoffen und anderen Chemikalien im Boden, im Wasser und in der Luft in Verbindung gebracht, welche unser Trinkwasser, unsere Lebensmittel und die natürliche Umwelt belasten. Wir fordern Regierungen, Unternehmen und die Zivilgesellschaft auf, den Zugang zu Präventions- und Therapieangeboten zu verbessern.
Wir verlangen die Einführung von umweltgerechten Standards, Strategien und Massnahmen. Wir bekräftigen die Weisheit und das Recht indigener Völker und marginalisierter Bevölkerungsgruppen, selbst über Praktiken und politische Massnahmen zu entscheiden, die ihre menschlichen Grundbedürfnisse auf giftfreie Nahrung, Wasser, Unterkunft und Boden am besten erfüllen. Selbstbestimmung bedeutet unter anderem, Zugang zu allen relevanten Informationen und ein erhebliches Mass an Entscheidungsgewalt über industrielle, landwirtschaftliche und andere Entwicklungen, die das Potential haben, Land, Luft und Wasser erheblich zu beeinträchtigen.
Siehe zu diesem Teil der Sozialen Grundsätze auch die Beiträge vom 1. Mai 2024, vom 20. Mai 2024 und vom 22. Mai 2024!
(Anmerkung: Die Sozialen Grundsätze wurden in der hier verwendeten revidierten Version an der diesjährigen Generalkonferenz in Charlotte angenommen. Die vorläufige deutschsprachige Übersetzung der Sozialen Grundsätze hilft zwar beim Verstehen des englischen Originals, hat aber diverse sprachliche und orthografische Mängel. Diese versuche ich im von mir wiedergegebenen Text zu korrigieren. Es handelt sich also nicht um eine von den deutschsprachigen Zentralkonferenzen autorisierte Version.
Die Sozialen Grundsätze sind nicht kirchenrechtlich verbindlich, sondern als Anleitung zu einer im Glauben an Christus begründeten Lebensführung zu verstehen. Ihre Geschichte begann vor mehr als 110 Jahren mit dem ersten Sozialen Bekenntnis, das durch die Bischöfliche Methodistenkirche formuliert wurde.)
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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