Samstag, 19. März 2022

Und ich sah noch einmal ganz neu

Ein Zitat

Versteckt mitten in der Stadt Frauenfeld haben sich zwei Eisvögel gefunden
Foto © Jörg Niederer
"Du Mensch, schau dich in deinem Leben nie so an, als wärst du ferne von Gott. Und wenn du dich nicht so ansehen kannst, dass du nahe seist bei Gott, so fasse doch den Gedanken, dass Gott nahe bei dir ist." Meister Eckhart (1260-1328)

Ein Bibelvers - Offenbarung 21,1a

"Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde."

Ein Anregung

Heute geht es um das "Photo-a-day"-Wort "sehen" oder "suchen" (Englisch: looking).

In der letzten Zeit ist mir bewusst geworden, wie oft ich schon unaufmerksam an kleineren und grösseren Dingen am Wegrand vorbeigegangen bin. Neu habe ich mir daher angewöhnt, immer einmal wieder stehen zu bleiben, und die Umgebung genau abzusuchen.

Und siehe da: Plötzlich entdecke ich Dinge, die mir vorher nicht aufgefallen sind. Am meisten staune ich darüber, wie oft ich die grosse Zahl der verschiedenen Vögel nicht gesehen habe. Natürlich, Amseln, Krähen, Elstern, Spatzen, Kohlmeisen und Buchfinken hatte ich schon im Blick, genauso wie die Tauben, Mäusebussarde, Milane und Möwen. Aber dass es da im Geäst über mir Goldammern hat und Wacholderdrosseln, durchaus Vögel von beachtlicher Grösse, ist mir bisher entgangen. Also sehe ich genauer hin, suche zu erkennen. Ich staune neu über den schön gefärbten Zeisig und die Schwanzmeise, ja selbst die Wintergoldhähnchen fallen mir nun auf.

Bewusst hinsehen, sich beim Suchen Zeit lassen, das sind neue Erfahrungen. Und so sind mir dieser Tage auch wieder die Eisvögel begegnet. Ja richtig. Es ist ein Paar, dass da in der Stadt Frauenfeld an unruhiger, stark frequentierter Lage an der Murg eingezogen ist.

Dieses neue Sehen und Suchen ist eine Frucht der Pandemie. Mit dem heutigen Beitrag schaue ich auf zwei Jahre zurück, in denen ich versuchte, täglich etwas weiterzugeben, das hoffentlich meist Mut und Hoffnung bereitet hat. In dieser Zeit habe ich bewusster hingeschaut. Ich habe die Welt noch einmal neu entdeckt. Und ich habe die eine oder andere meiner Ansichten revidiert. Auch Ansichten über Gott und seine Welt. Danke allen, die sich auf diese Texte eingelassen haben. Danke für die Rückmeldungen und Anregungen. 

Vorerst werde ich weiterfahren mit den Blogbeiträgen. Es gibt wieder neue Schrecken in der Welt. Da braucht es weiterhin Gegengewichte der Solidarität, der Schönheit und der Liebe.

Morgen folgt ein Bild zum Wort "feiern" (celebrate).


Photo-a-day Lent 2022: Eine methodistische Webseite schlägt für die Fastenzeit vor, jeden Tag ein Foto zu teilen, das von einem bestimmten Wort inspiriert ist. Diese Sache nennt sich "Photo-a-day Lent 2022". So könne man sich der Fastenzeit auf eine neue Weise annähern. Die Bilder soll man mit #rethinkchurch taggen. Weitere Erklärungen zum Bild brauche es nicht.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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