Dienstag, 15. März 2022

Die Opferung des Opferglaubens

Ein Zitat

Historische Flanellbild über die Opferung des Isaaks
Foto © Jörg Niederer
"Humanität besteht darin, dass niemals ein Mensch einem Zweck geopfert wird." Albert Schweitzer

Ein Bibelvers - Hebräer 9,12

"Christus brachte nicht das Blut von Ziegenböcken und Kälbern als Opfer dar, sondern sein eigenes Blut. So ist er ein für alle Mal in das Heiligtum eingetreten und hat die ewige Erlösung erwirkt."

Ein Anregung

Das Bild zum heutigen "Photo-a-day"-Wort lautet "Opfer" (englisch: sacrifice). 

Eine verstorbene Pfarrkollegin sammelt zu ihren Lebzeiten die Flanellbilder, welche früher in der Sonntagschule bei den Methodisten Verwendung fanden. Eines davon zeigt eine Szene aus der Opferung des Isaaks. Es ist eine archaische Geschichte, in der es darum geht, dass ein erstgeborenes Kind, wie die Erstlingsfrüchte in der Landwirtschaft, Gott geopfert werden soll.

Also machte sich der greise Abraham mit seinem einzigen von Sarah gezeugten Sohn Isaak auf den Weg, um ihn Gott hinzugeben. Das Opfer selbst musste das Brennholz für das Feuer tragen, und wunderte sich auf dem Weg, wo denn nun das Opfertier zu finden sei. Doch bis kurz vor der Schlachtung des Isaak durch den eigenen Vater zeigte sich kein Ausweg. Erst im allerletzten Moment wurde der "Stammvater" dreier Weltreligionen von einem Engel von der Menschenopferung abgehalten.

Was im biblischen Bericht in 1. Mose 22 als Test des Vertrauens daherkommt, war wohl auch eine Geschichte gegen jede Form von Menschenopfer. Mit dieser Begebenheit war göttlich besiegelt, dass ein Mensch nie zum Opfer gemacht werden darf. Wer das nicht beachtet, Menschen in den Tod, in den Krieg schickt, hat Gott nie auf seiner Seite.

Nun überlege ich mir erneut, was es bedeutet, dass gerade von diesem Gott, der die Opferung von Menschen verhinderte und untersagte, nun gesagt wird, er hätte seinen eigenen Sohn für uns hingegeben, oder eben geopfert. 

Morgen folgt ein Bild zum Wort "bereuen" (repent).


Photo-a-day Lent 2022: Eine methodistische Webseite schlägt für die Fastenzeit vor, jeden Tag ein Foto zu teilen, das von einem bestimmten Wort inspiriert ist. Diese Sache nennt sich "Photo-a-day Lent 2022". So könne man sich der Fastenzeit auf eine neue Weise annähern. Die Bilder soll man mit #rethinkchurch taggen. Weitere Erklärungen zum Bild brauche es nicht.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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