Freitag, 25. März 2022

Abschied von Rabbi Tovia Ben-Chorin

Ein Zitat

Rabbi Tovia Ben-Chorin an der Feier zum Interreligiösen Bettag in St. Gallen
Foto © Jörg Niederer
"Die Schöpfung kommt aus der Dunkelheit. Überhaupt, kreativ zu sein, ist, aus einer Dunkelheit raus zu kommen." Tovia Ben-Chorin

Ein Bibelvers - Johannes 19,28-30

"Nachdem das geschehen war, wusste Jesus, dass jetzt alles vollbracht war. Damit vollendet würde, was in der Heiligen Schrift steht, sagte er: 'Ich bin durstig!' In der Nähe stand ein Gefäß voll Essig. Die Soldaten tauchten einen Schwamm hinein. Dann legten sie ihn um einen Ysopbund und hielten ihn Jesus an den Mund. Nachdem Jesus den Essig genommen hatte, sagte er: 'Es ist alles vollbracht.'"

Ein Anregung

Das "Photo-a-day"-Wort von heute lautet "genug" (Englisch: enough). 

Sagt Gott irgendeinmal: "Es ist genug!" über einem Menschenleben? Dass es Menschen gibt, die das sagen, weil sie Sterben möchten, das weiss ich.

Wie es bei Rabbi Tovia Ben-Chorin war, weiss ich nicht. Ist er "lebenssatt" gestorben? Jedenfalls hat er Lebensfroh gelebt. Lebensfroh habe ich den Rabbiner von St. Gallen immer wieder erlebt. Wach und mit viel Interesse an allen Menschen. Nun ist er 86-jährig gestorben. Zum letzten Mal getroffen habe ich ihn im vergangenen Jahr an der kalten und verregneten Feier zum Interreligiösen Bettag, und habe ihn bewundert, wie er in der Kälte aushielt, und mir zugleich Sorgen um seine Gesundheit gemacht. Der Religionsfrieden war dem liberalen Rabbi wichtig. Theologisch war er mir eine Inspiration mit seiner jüdischen Version einer Reinkarnationsphilosophie. Wenn er Lieder anstimmte, dann sangen bald alle mit. Nun ist diese Stimme für den Frieden verstummt. 

Es ist genug! Das gilt auch für jede Art von Krieg. Gleich zwei Beiträge dazu kommen von Ausschuss Kirche und Gesellschaft der Evangelisch-methodistischen Kirche Schweiz.

Marietjie Odendaal zitiert aus zwei Verlautbarungen: Dem "Appell für Frieden und Entmilitarisierung" und einer Stellungname des Internationalen Versöhnungsbunds.

Die Gedanken von Markus Nagel sind persönlicher und werden begleitet von einem alten Lied aus dem Jahr 1778, gedichtet von Matthias Claudius: "S ist Krieg". Es ist an Leiden und Gewalt längst schon genug. Mehr Tod braucht es wirklich nicht. 

Morgen folgt ein Bild zum Wort "Mitgefühl" (compassion).


Photo-a-day Lent 2022: Eine methodistische Webseite schlägt für die Fastenzeit vor, jeden Tag ein Foto zu teilen, das von einem bestimmten Wort inspiriert ist. Diese Sache nennt sich "Photo-a-day Lent 2022". So könne man sich der Fastenzeit auf eine neue Weise annähern. Die Bilder soll man mit #rethinkchurch taggen. Weitere Erklärungen zum Bild brauche es nicht.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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