Freitag, 11. März 2022

Als man begann, das Gute zu kaufen

Ein Zitat

Querschnitt durch den beheizbaren Boden im römischen Gutshof Seeb in der Schweiz
Foto © Jörg Niederer
"Was ein Mensch an Gutem in die Welt hinausgibt, geht nicht verloren." Albert Schweitzer (1875-1965)

Ein Bibelvers - Klagelieder 3,25-27

"Der Herr ist gut zu dem, der auf ihn hofft, zu dem Menschen, der nach ihm fragt. Gut ist es, sich in Geduld zu üben und still zu warten auf die Hilfe des Herrn. Gut ist es, wenn einer sein Leid trägt, wie er als junger Mann eine Last getragen hat."

Ein Anregung

Im Wort "Gutshof" steckt eine Substantivierung des Adjektivs "gut". Um dieses Wort "gut" (englisch: good) geht es beim heutigen "Photo-a-day"-Bild.

Als der römische Gutsbetrieb Seeb in der Schweiz gebaut wurde, gab es diese Substantivierung noch nicht. Sie ist seit dem 8. Jahrhundert belegt und meint Besitz, Gut, Vermögen. Die Römer, die lebten schon gut, wenigstens die Wohlhabenden. Sie kannten die Bodenheizung, den Mörtel, Toiletten und fliessendes Wasser. Von diesem Gutsbetrieb an bester Lage hatten sie Ausblick auf einen heute verschwundenen See. 

Nun gibt es auch die Substantivierung "das Gute". Da wird meist nicht an Materielles gedacht, sondern an die Summe von dem, was Zustimmung findet, oder im ethischen Sinn eine positiv bewertete Handlung. War Jesus ein guter Mensch? Viele würden diese Frage bejahen. Manche würden sagen, dass er ein vollkommen guter Mensch war.

Bin ich ein guter Mensch? Keine einfache Frage. Einfacher zu beantworten sind dagegen Fragen wie diese: Lebst du gut? Wie viel Hab und Gut hast du? Darf ich ein Guetzli (einen Kecks) haben? Auch in diesem schweizerischen Dialektwort steckt das Adjektiv "gut"

Schon interessant, dass es uns leichter fällt, auf die Fragen: "WAS ist gut?" zu antworten wie auf die Frage: "WER ist gut?".

Morgen folgt ein Bild zum Wort "erwählt" (chosen).


Photo-a-day Lent 2022: Eine methodistische Webseite schlägt für die Fastenzeit vor, jeden Tag ein Foto zu teilen, das von einem bestimmten Wort inspiriert ist. Diese Sache nennt sich "Photo-a-day Lent 2022". So könne man sich der Fastenzeit auf eine neue Weise annähern. Die Bilder soll man mit #rethinkchurch taggen. Weitere Erklärungen zum Bild brauche es nicht.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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