Samstag, 26. März 2022

Die Ankunft des Flüchtlingszugs in der friedliche Schweiz

Ein Zitat

Ein Zug aus Budapest mit Flüchtenden aus der Ukraine und weiteren Reisenden trifft ein.
Foto © Jörg Niederer
"Wir nennen sie nicht Flüchtlinge, wir nennen sie Gäste. Aktuell haben wir sehr viel Gäste." Andrzej Malicki, Superintendent in Polen, wo bisher 2,2 Millionen ukrainische Menschen eingereist sind.

Ein Bibelvers - Psalm 137,1

"An den Kanälen von Babylon da saßen wir und weinten, als wir an den Zion dachten."

Ein Anregung

Das "Photo-a-day"-Wort von heute lautet "Mitgefühl" (Englisch: compassion). 

 Ich war zu früh aufgebrochen, gestern auf dem Weg nach Mulhouse. Und so war ich am Bahnhof Zürich, als der Zug von Budapest eintraf. Etliche Frauen und Männer in orangen Warnwesten erwarteten ihn. Besser, sie erwarteten Kriegsflüchtende aus der Ukraine.

In den Wagons konnte man die Menschen nicht unterscheiden. Ob auf der Flucht, auf einer Geschäftsreise, oder auf dem Weg in die Ferien, mir blieben die Gründe ihrer Reise schemenhaft verborgen.

Alte Filme aus der Zeit des 2. Weltkriegs drängten in mein Bewusstsein. Menschen auf der Flucht in überfüllten Zügen. Nie hätte ich gedacht, dass ich zu meiner Lebzeit dabei sein würde, wenn ein Zug mit Vertriebenen in der friedlichen Schweiz eintrifft. Es erfüllt mich mit Scham, mit dem Gefühl von Versagen, das so etwas wieder geschieht. Und ich empfinde Mitgefühl mit diesen Menschen. Nicht Mitleid, Mitgefühl. Ihr Leiden, ihre Schrecken sind nicht mein Leiden, schon gar nicht meine Schrecken. Aber ich fühle mit, das schon. Da ist diese Fähigkeit, die mir als Mensch gegeben ist, zu ahnen, wie es ihnen nun wohl gehen könnte. Die Zerstörung und das Leid habe ich auf Bildern gesehen, die Abschiede der Frauen und Kinder von den Männern. Aber selbst erlebt habe ich das alles nicht. Davon bin ich meilenweit entfernt. Aber Mitgefühl empfinde ich, wenigstens das. 

Morgen folgt ein Bild zum Wort "Feiern" (celebrate).


Photo-a-day Lent 2022: Eine methodistische Webseite schlägt für die Fastenzeit vor, jeden Tag ein Foto zu teilen, das von einem bestimmten Wort inspiriert ist. Diese Sache nennt sich "Photo-a-day Lent 2022". So könne man sich der Fastenzeit auf eine neue Weise annähern. Die Bilder soll man mit #rethinkchurch taggen. Weitere Erklärungen zum Bild brauche es nicht.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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