Ein Zitat
"Es gibt wohl nur wenig Tiere, die uns für Menschen halten." Alfred Edmund Brehm (1829–1884)Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Psalm 148,1.9-10
"Halleluja. Vom Himmel her – lobt den Herrn: Lobt ihn, ihr Berge und Hügel, ihr Obstbäume und Zedernwälder, ihr Raubtiere und alles Vieh, ihr Kriechtiere und gefiederten Vögel."
Eine Anregung
Alle Jahre wieder, noch bevor die Fastenzeit begonnen hat und Ostern noch mehr als 40 Tage entfernt ist, findet der Osterhase tausendfältig den Weg in die Einkaufszentren. In immer neuen Dekorationsvarianten buhlen die Langohren um den werten Käufer, die werte Käuferin. Osterhasen werden dabei vermenschlicht, tragen lustigen Kleidchen, sind hübsch zurechtgemacht mit Brille und Spazierstock und mit Kratten voller Eier am Rücken.
Nun empfindet ein Dekorhase nichts, und so ist ihm diese Vermenschlichung ziemlich egal. Bei lebenden Tieren dagegen ist das anders. Wenn kleine Hunde wie Puppen daherkommen, dann ist das wohl für die Vierbeiner im besten Fall unverständlich, im schlimmsten Fall eine Qual.
Das Gegenteil von Vermenschlichung ist bei Tieren nicht die Entmenschlichung, sondern dass man ihnen allerlei Fähigkeiten nicht zutraut. Können Tiere trauern, können sie lügen, können sie miteinander sprechen, können Fische leiden, können sie zählen? Nur weil aus menschlicher Sicht manche Gefühlsregung nicht ersichtlich ist oder von Menschen noch nicht an Tieren beobachtet wurde, werden diese Fähigkeiten den Tieren abgesprochen. Dabei liegen solche Fehlurteile wohl oft an der Beobachtungsgabe von Menschen und nicht an der Fähigkeit von Tieren. Etwa, wenn nur für den Menschen "der aufrechte Gang" behauptet wurde, wobei doch jedes Huhn diese Fähigkeit auch beherrscht und zudem noch das Fliegen aus eigener Kraft.
Inzwischen aber gibt es verschiedene Forschungsergebnisse, die so manches, was einst nur dem Menschen zugesprochen wurde, nun auch bei Tieren erforscht und entdeckt haben. Etwa Fremdsprachenerkenntnisse. Diese wurden bei unterschiedlichen Vogelarten entdeckt, die in gemeinsamen Schwärmen ins Winterquartier und wieder zurück fliegen. Offensichtlich können sie sich unterhalten und Informationen etwa über geeignete Rastplätze austauschen. Weiter können Fische Menschen unterscheiden und Elefanten können trauern. Land- und Wasserschildkröten helfen einander aus der misslichen Rückenlage wieder in den sicheren Stand, und Störche signalisieren einander, wo es gute Futterplätze hat, was Ameisen und Bienen übrigens auch können. Schmetterlinge erinnern sich gar an ihr Raupendasein. Selbst Mikroorganismen, so klein, dass sie milliardenweise in unseren Organen leben, tauschen miteinander Informationen aus.
Bei all dem denke ich mir: So einmalig sind wir Menschen nicht, wie wir das gerne hätten.
Vielleicht entdecken wir in nicht allzu weiter Zukunft, dass es auch bei den Tieren und Pflanzen religiöse Gefühle gibt. Es würde mich nicht wundern.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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