Ein Zitat
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Foto © Jörg Niederer |
Ein Bibelvers - 1. Mose 8,22
"Solange die Erde besteht, werden nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht."
Eine Anregung
Mit dem Fasnachtsende wird an verschiedenen Orten mit einem grossen Feuer und der Verbrennung des Böggs, einer menschenähnliche Puppe, der Winter vertrieben, und zugleich auch die Intensität des Sommers erfragt. Schweizweit bekannt ist das Zürcher Sechseläuten der Zünfte mit der Verbrennung des Bööggs (dort mit zwei ö geschrieben). Dieser Anlass findet aber erst im April statt. Überall wo es den Brauch gibt, gilt: Je schneller der Böögg explodiert, desto schöner wird der Sommer.
Nun kommen aber Zweifel auf, ob der zürcherische Brauch überhaupt noch aussagekräftige Prognosen des Sommers machen kann, wo doch zum Beispiel im sanktgallischen Gossau schon mehrere Wochen früher ein Ergebnis feststeht. So am vergangenen Sonntag, dem Funkensonntag, als wir bei einem Konzertbesuch zufällig auch in diesen Brauch gerieten. Dem dortige Bögg habe das Feuer innerhalb von zwei Minuten den Garaus gemacht, was auf einen extrem heissen Sommer schliessen lasse. Welcher Böögg hat nun recht?
Hinzu kommt, dass auch andernorts Puppen in Rauch und Lärm aufgehen, so etwa in den ausserrhodischen Orten Waldstatt und Herisau. Dort hat der Bögg einen Namen. Er heisst Gidio Hosenstoss. Die Verbrennung ist in den beiden Orten Abschluss einer gespielten Beisetzung, bei der der Gidio, der je nach dem an einem gestohlenen Läckerli gestorben ist oder an etwas anderem, zu Grabe, oder eben zu Feuer getragen wird.
Damit haben wir nun auch den Bezug zur Kirche. Ein Fasnachtsbrauch als Beisetzungsfeier mit allem Drum und Dran: letztes Geleit, Grabrede und Feuerbestattung.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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