Ein Zitat
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Foto © Jörg Niederer |
Ein Bibelvers - Sacharja 5,1-2
"Als ich nochmals aufschaute, sah ich eine fliegende Schriftrolle. Der Engel fragte mich: 'Was siehst du?' Ich antwortete: 'Eine fliegende Schriftrolle. Sie ist zehn Meter lang und fünf Meter breit.'"
Eine Anregung
Ich kenne wenige Vögel, die sich für den Abflug so sehr abmühen müssen, wie die Höckerschwäne. Immerhin müssen sie dabei durchschnittlich um die 12-13 Kilogramm Körpergewicht in die Luft hieven. Dazu gehört die lange Anlaufphase, in der sie erst längere Zeit flügelschlagen über das Wasser laufen. Auch in der Luft gewinnen sie nur langsam an Höhe. Das Ganze geht nicht lautlos vonstatten. Weithin hörbar ist ein rhythmisch zum langsamen Flügelschlag passendes Windgeräusch.
Es kommt vor, dass es mir genauso geht wie einem startenden Schwan. Nur langsam komme ich auf Touren, nur langsam hebe ich ab, nur langsam gewinne ich an Zuversicht, nur langsam komme ich dem Himmel näher. Dann lastet die Trägheit auf mir und jeder reale Schritt, jeder Denkschritt verlangt nahezu übermenschliche Kräfte.
Zugleich ist es eine Zeit grösserer Veränderungen. Ich werde am Ende dieses "Flugs" nicht mehr am Ausgangspunkt sein. Ich werde Neues sehen. Vielleicht stellt sich dann auch die Zufriedenheit ein, die auf dem Weg dorthin so wenig erfahrbar war. Darum ist es gut, sich abzuheben von der Normalität und dem Aussergewöhnlichen auf die Spur zu kommen.
Dem Schwan gelingt dieser Übergang in den Flug bei aller Schwerfälligkeit zugleich kraftvoll und voller Schönheit. Wie ist das, wenn ich mich aufzuschwingen versuche?
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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