Mittwoch, 7. Dezember 2022

Eine unglaubliche, wahre Geschichte

Ein Zitat

Der Evangelist, die einstige Zeitschrift der Bischöflichen Methodistenkirche in Deutschland und der Schweiz.
Foto © Jörg Niederer
"Das Lächeln, das du aussendest, kehrt immer zu dir zurück." Sprichwort aus Indien

Ein Bibelvers - Matthäus 6,7+8

"Sprecht eure Gebete nicht gedankenlos vor euch hin wie die Heiden! Denn sie meinen, ihr Gebet wird erhört, weil sie viele Worte machen. Macht es nicht so wie sie! Denn euer Vater weiß, was ihr braucht, noch bevor ihr ihn darum bittet."

Eine Anregung

Es war kein Stern, der mich in dieses ältere Haus in Pfyn führte. Es war etwas weitaus Profaneres. Doch der Reihe nach. 

Seit 13 Jahren leben wir wenige Kilometer vom thurgauischen Pfyn entfernt. Dort verbrachte meine Frau vor etwa 45 Jahren Ferien bei einer einstigen Schulkollegin, die an diesen Ort umgezogen war. Danach verlor sie deren Familie aus den Augen.

Als wir am Samstag auf einer Wanderung durch Pfyn zogen, schaute meine Frau sich jedes Haus ganz genau an, in der Hoffnung, dass sie irgendetwas an die damalige Zeit erinnern würde; ohne Erfolg. Und so blieb es beim unerfüllten Wunsch, dieser Familie und der Schulkollegin noch einmal zu begegnen. Weder meine Frau noch ich ahnten, dass die Erfüllung des Wunsches schon in Auftrag gegeben war.

Es war in der vergangenen Woche, da erhielt ich von einer mir unbekannten Frau aus Pfyn eine E-Mail. Darin bot sie mir die Jahrgänge 1887 und 1891 der Zeitschrift "Der Evangelist" an, dem Missionsblatt der einstigen Bischöflichen Methodistenkirche in Deutschland und der Schweiz. Wie diese Jahresausgaben den Weg in ihre Familie fanden, wusste sie selbst nicht. Auf mich gekommen war sie wahrscheinlich, weil ich Pfarrer in der Methodistenkirche bin. Ich ging auf das Angebot ein; es kostet mich auch nicht viel mehr als eine kurze Fahrt nach Pfyn und zurück.

So kam es, dass mir eine nette ältere Frau die Tür öffnete, mir die beiden Bände überreichte und einen Kaffee anbot. Während das Wasser durch den Espressokocher aufstieg, kamen wir auf unsere Herkunft zu sprechen. Ich erzähle, sie erzählte, und irgendeinmal fiel der Name des Wohnorts meiner Frau. Das war der Augenblick, als uns beiden die Augen aufgingen. Ich befand mich in dem Haus, in dem meine Frau vor Jahren die Ferien bei der Schulfreundin verbrachte. Mir gegenüber sass die Mutter ebendieser Schulfreundin!

Nein, es war kein Stern, der mir den Weg gewiesen hatte. Es waren kirchliche Zeitschriften aus dem vorletzten Jahrhundert, die unerwartet meiner Frau  bald schon ein spezielles Wiedersehn ermöglichen werden. Die Einladung dazu ist schon ausgesprochen.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen / Koreanische Gemeinde

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