Dienstag, 29. Oktober 2024

Geben und Nehmen

Ein Zitat

Am Erntedankfest bringen Menschen Früchte und Gemüse auf mit und legen sie auf den Altartisch.
Foto © Jörg Niederer
"Geben macht reich, festhalten arm." Eva von Tiele-Winckler (1866-1930), Gründerin des Diakonissenhauses "Friedenshort"

Ein Bibelvers - Sprüche 21,13

"Wer sein Ohr vor dem Hilferuf eines Armen verschließt, der erhält auch keine Antwort, wenn er selbst ruft."

Eine Anregung

Das Leben besteht aus Geben und Nehmen. Zu einigen Zeiten überwiegt das Nehmen. Doch immer ist da auch ein Geben mit dabei. Das Kleinkind zeigt durch Lebensfreude und Lachen, wie sehr es das Geben der Eltern schätzt. Über lange Zeit geben wir im Beruf unsere Expertise und unsere Arbeitskraft, manche geben auch alles, damit wir Anteile in Form von Lohn zurückbekommen. 

Geben und Nehmen ist nicht fair verteilt. Manche nehmen sich unglaublich viel heraus, andere geben mehr, als sie verkraften können.

Es ist eine Kunst, Geben und Nehmen in ein Gleichgewicht zu bringen. Besonders in reichen Ländern ist es keine Selbstverständlichkeit mehr, zu geben. Auf Reisen nehmen wir die Gastfreundschaft anderer Kulturen natürlich in Anspruch. Aber sind wir selbst in gleicher Weise gastfreundlich? Wir konsumieren über das Weltverträgliche hinaus. Andere überleben gerade so mit dem, was ihnen gelassen wird.

Das Austeilen der Starken sieht anders aus als das Geben der Schwachen. Letztere haben kaum Chancen, sich an den Fleischtöpfen der Welt satt zu essen. Dort schmausen die Starken bis sie nicht mehr genug bekommen können.

Es ist eine Kunst, Geben und Nehmen in ein Gleichgewicht zu bringen. Das wusste man schon immer. Schwer ist es für Menschen, die weniger als genug haben. Schwer ist es für Menschen, die mehr als genug haben.

Geben und Nehmen ist eine alltägliche Übung, die uns nicht selten überfordert; bestimmt aber fordert sie uns heraus.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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