Montag, 20. November 2023

Umkehrbotschaft und Letzte Generation

Ein Zitat

Im Forenbachtobel hat ein durch Sturmtief Frederico umgeworfener Baum eine Fussgängerbrücke beinahe unpassierbar gemacht.
Foto © Sabine Möckli
"Der gefährlichsten Eingriff in den Strassenverkehr ist der motorisierte Strassenverkehr selbst."

Ein Bibelvers - Markus 1,14+15

"Nachdem Johannes gefangen genommen worden war, ging Jesus nach Galiläa und verkündete dort die Botschaft Gottes. Er sagte: 'Die Zeit ist gekommen, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt diese gute Botschaft!'"

Eine Anregung

Aktuell bemüht sich die Weltgemeinschaft, der sogenannten "Letzten Generation" recht zu geben. Je stärker sich Verantwortliche echauffieren über deren illegalen Protestaktionen und je mehrheitlich sich diese Gesellschaft nur mit Lippenbekenntnissen von den fossile Brennstoffen verabschiedet, desto klarer wird, dass der Moment einer echten Umkehr und damit einer Abkehr von einem global lebensbedrohlichen Zustand zu spät erfolgen könnte.

Als meine Frau dieses Wochenende im Forenbachtobel an diese Brücke (siehe Foto!) kam, welche von einem durch Sturmtief Frederico umgeworfenen massiven Baum schwer beschädigt worden war, dachte ich bei mir: Genauso sieht es im Moment aus. Der Steg ist gerade noch passierbar, wenn man sich den dünn macht oder kriecht. Aber wer will sich schon Einschränken oder gar den Realitäten beugen?

Was die Letzte Generation tut, ist in Wirklichkeit das, was die politischen Verantwortungsträgerinnen und -träger tun sollten. Die Umkehr mit aller Kraft anstreben und diesen unattraktiven Weg aus der Misere dem Stimmvolk plausibel machen. Doch kein Politiker und keine Politikerin kann es sich leisten, der Gesellschaft reinen Wein einzuschenken, wenn dieser sauer und unbekömmlich schmeckt. Schnell würde er oder sie ersetzt durch jene, welche opportunistisch ihr Fähnlein nach dem Wind hängen. Darum malt die Politik den durch fossile Energieträger menschgemachten Klimawandel schön, oder sucht die Sündenböcke bei der Opposition. Echte Umkehr sieht anders aus.

Dabei ist der Moment der Umkehr besonders herausfordernd, um nicht zu sagen: gefährlich. Wie ein riesiger Supertankern ist die Weltgemeinschaft auf dem Weg in eine Richtung. Sie abzubremsen, oder in eine andere Richtung zu bewegen ist nur mit viel Kraft und Willen möglich. Wenn nun aber der Raum, den es für dieses Wendemanöver braucht, schon unterschritten wurde, dann reicht weder Wille noch Kraft aus, und wir enden auf den Klippen, die wir vor 150 Jahren anvisiert haben. Das gilt umso mehr, als der aktuelle Wille moderat und die Kraft bescheiden ist.

"Kehrt um!" das war die entscheidende Botschaft von Jesus Christus. Umkehren bedeutet, sich auf die "Frohe Botschaft", auf eine erfreuliche Zukunft auszurichten. Im Umkehren, in einem totalen Sinnes- und Lebenswandel liegt begründete Hoffnung für diese Welt, in der wir gerade leben. Wer aber nur zögerlich und halbherzig umkehrt, wird der "Letzten Generation" und deren apokalyptischen Befürchtungen recht geben.

Darum: "Kehrt um!"

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen