Samstag, 11. November 2023

O Jemine

Ein Zitat

Die Grosselterngeneration hatte ihre eigenen christlichen Modeworte.
Foto © Familie Niederer

"Wer gerne mal angerufen werden möchte, braucht nur in die Badewanne zu gehen."
Robert Lembke (1913-1989)

Ein Bibelvers - 2. Mose 20,7

"Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen! Denn wer das tut, den wird der Herr bestrafen."

Eine Anregung

O Jemine, heute beginnt wieder das närrische Treiben. "O Jemine" ein Ausruf, der mir nach vielen Jahren wieder einmal begegnet ist, bei der Vorbereitung einer Sonntagschulstunde über biblische Redensarten und Sprichwörter. O Jemine war ein Ausruf meiner Grossmutter. Nebst "Jegerli, Jegerli" hörte ich sie auch gelegentlich "Herrje" sagen. Alle drei Exklamationen vermeiden es, "Gott" oder "Jesus" auszusprechen. Denn der Name Gottes darf gemäss biblischen Texten nicht missbraucht werden. So behalf man sich mit abgewandelten Ausrufen. "Jesus" wurde zu "Jegerli", etwa in der Bemerkung: "Jegerlis, Jegerlis, b'hüet-is Gott". "Herr Jesus" wandelte sich durch Zusammenzug der beiden Worte zu "Herr-je". "O Je-mine" entstand in gleicher Weise aus der Formel "O Jesus Domine".

In diesen Aussagen begegnet mir eine Frömmigkeit, die achtungsvoll und zugleich verspielt mit den Glaubenssätzen der Bibel umgegangen ist. So möchte ich weiter unterwegs sein. Achtungsvoll und zugleich verspielt, selbst beim närrischen Treiben dieser Tage.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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