Ein Zitat
"Es widerfuhr mir, dass mich ganz unverhofft ein Gefühl der Gegenwart Gottes überkam, so dass ich in keiner Weise bezweifeln konnte, dass Er in meinem Innern weilte oder ich ganz in Ihm versenkt war." Theresa von Avila (1515-1582)Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Hiob 32,9
"Wer viele Jahre vorzuweisen hat, ist noch lange nicht klug. Wer ein ehrwürdiges Alter erreicht hat, ist noch lange nicht im Recht."
Eine Anregung
Beten sei "das Verweilen bei einem Freund". Das sind die Worte der Theresa von Avila, eine in der katholischen Kirche als bedeutende Heilige verehrte Mystikerin und Karmeliterin.
Folgende Anekdote ist von ihr überliefert: Teresa von Avila beklagte sich einmal im Gebet über all die vielen Drangsale und Widerwärtigkeiten, unter denen sie zu leiden hätte. "So behandele ich meine Freunde", antwortete ihr der Herr. Teresa entgegnete: "Darum hast Du auch nur so wenige."
Die Vollkommenheit schien ihr, wie später dann den ersten methodistischen Christen, am Herzen zu liegen, schrieb sie doch eine Anleitung zur Kontemplation mit dem Titel "Weg der Vollkommenheit". Darin heisst es: "Denn unser Leib hat einmal den Fehler, dass er umso mehr Bedürfnisse entdeckt, je mehr er gepflegt wird."
Über das Älterwerden oder Altsein schreibt sie in ihrem wohl bekanntesten Gebet:
"O Herr, bewahre mich vor der Einbildung, bei jeder Gelegenheit und zu jedem Thema etwas sagen zu müssen.
Erlöse mich von der großen Leidenschaft, die Angelegenheiten anderer ordnen zu wollen.
Lehre mich, nachdenklich, aber nicht grüblerisch, hilfreich, aber nicht diktatorisch zu sein.
Bewahre mich vor der Aufzählung endloser Einzelheiten und verleihe mir Schwingen, zur Pointe zu gelangen.
Lehre mich schweigen über meine Krankheiten und Beschwerden. Sie nehme zu, und die Lust, sie zu beschreiben, wächst von Jahr zu Jahr.
Ich wage nicht, die Gabe zu erflehen, mir die Krankheitsschilderungen anderer mit Freude anzuhören, aber lehre mich, sie geduldig zu ertragen.
Lehre mich die wunderbare Weisheit, dass ich mich irren kann.
Erhalte mich so liebenswert wie möglich.
Lehre mich, an anderen Menschen unerwartete Talente zu entdecken, und verleihe mir o Herr, die schöne Gabe, sie auch zu erwähnen."
Zu dieser tiefsinnigen und zugleich humorvollen Auseinandersetzung mit dem Altern passt auch die folgende Aussage von ihr: "Gott will, dass der Mensch seinen Spass hat."
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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