Mittwoch, 30. April 2025

Der Schatz von der Alt-Bechburg

Ein Zitat

Die Ruine Alt-Bechburg liegt unweit vom solothurnischen Holderbank an einem alten Passübergang über den Buchsiterberg.
Foto © Jörg Niederer
"Die Bibel ist mein edelster Schatz, ohne welchen ich elend wäre." Immanuel Kant (1724-1804)

Ein Bibelvers - Matthäus 13,44

Jesus: "Das Himmelreich gleicht einem Schatz, der im Acker vergraben ist: Ein Mann entdeckte ihn und vergrub ihn wieder. Voller Freude ging er los und verkaufte alles, was er hatte. Dann kaufte er diesen Acker."

Eine Anregung

Die Burg Alt-Bechburg bestand einst aus zwei Wohnteilen, die deutlich voneinander abgetrennt waren. Erbaut ab 1100 kam sie bereits 1416 in den Besitz der Stadt Solothurn. Diese verlieh die Burg mit dem dazugehörigen Sennhof "Oberschloss" an eine Bauernfamilie. 1713 brannte die damals schon marode und verfallene Alt-Bechburg ab. Teile der Ruine wurden durch die Bauern als Baumaterial verwendet. Doch das Gemäuer hütete auch dann noch ein Geheimnis. Ein Silberschatz von 5216 Münzen in einem Münztopf lag dort nur 50 Zentimeter tief vergraben, bis man ihn 1937 bei historischen Arbeiten entdeckte. Es handelt sich überwiegend um "stumme Münzen". Bei diesen zweiseitig geprägten Silberstücken mit Doppelknollenkreuz bzw. Rad geht man davon aus, dass sie um 1180 in Solothurn geprägt wurden. Der Schatz befindet sich heute im Historische Museum Blumenstein in Solothurn.

Mir kommt dabei die biblische Geschichte vom Schatz im Acker in den Sinn (siehe oben). Bei diesem Gleichnis wird schnell klar, dass es dabei um einen Betrug geht. Jemand erwirbt von einer anderen Person ein Grundstück, von dessen verborgenem Wert der Verkäufer keine Ahnung hat. Ihm wird mit anderen Worten ein Schatz entwendet.

Doch das ist nicht der eigentliche Vergleichspunkt in dieser Geschichte. Es geht darum, dass man für das Gottesreich, also die Zugehörigkeit zu Gott, bereit sein sollte, alles zu geben. Oder noch einmal anders gesagt: Besser du lebst in einer Ruine mit Gott, als dass dir die ganze Welt gehören würde, aber ohne Gott.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Dienstag, 29. April 2025

Belchenflue

Ein Zitat

Jörg Niederer auf der Belchenfluh bei Olten. (Foto: Sabine Möckli Niederer)
Foto © Sabine Möckli Niederer
"Bereits in der Primarschule erfährt man, dass im Raum Solothurn-Olten-Basel fünf Jura-Ketten hintereinander liegen: Weissenstein-, Farisberg-, Passwang-, Hauenstein- und Blauenkette." Ranger Jura Südfuss

Ein Bibelvers - Apostelgeschichte 2,46

"In den Häusern hielten sie die Feier des Brotbrechens. Voller Freude und in aufrichtiger Herzlichkeit assen sie miteinander das Mahl."

Eine Anregung

Da oben auf fast 1100 Metern blies ein kaltes Lüftchen. Gestern stand ich wieder einmal auf meinem Jura-Hausberg der Kindheit, der Belchenflue ob Olten. Es ist schon faszinierend, nach so vielen Jahren all die vertrauten und bekannten Wege und Landschaftsformen wieder zu erleben. Erinnerungen kommen hoch an ein Schulreise, an die vielen Touren mit dem Mountainbike-Club auf den Hauenstein, an Familienausflüge im Sommer und Winter.

Aber es gibt auch Dinge, die ganz anders geworden sind. So hält seit diesem Jahr in Bärenwil kein Postauto mehr, obwohl in den Onlinekarten die Haltestelle noch eingezeichnet ist. Wir mussten unsere Wanderung also ausweiten, bis nach Langenbruck. So sind wir nicht ganz gewollt vom Unteren zum Oberen Hauenstein gewandert. 

In Bärenwil übrigens gibt es ein Restaurant Chilchli. Nicht dass dieses Haus einst eine Kirche gewesen wäre. Es war lediglich der Ort, an dem die römisch-katholischen Geistlichen in einem Zimmer Gottesdienste abhielten. Genau dieses Haus bekam 1833 einen Dachreiter mit Glocke. Seit dann gleicht es schon irgendwie einer Kirche.

Man isst im Chilchli wohl nicht schlecht, denn allein von den Gästen dieses Dorfes könnte ein Wirt nicht leben. Gottesdienste gibt es dort im Juradorf nur noch an einzelnen Sonntagen im Jahr, und dann wohl im Freien.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Montag, 28. April 2025

Überflug

Ein Zitat

Storch über unserer Wohnung in Frauenfeld
Foto © Jörg Niederer
"Ein Reisender ohne Beobachtungsgabe ist wie ein Vogel ohne Flügel." – Moslih Eddin Saadi (1209-1291)

Ein Bibelvers - Johannes 4,6

"Jesus war müde von dem langen Weg und setzte sich an den Brunnen. Es war um die sechste Stunde."

Eine Anregung

Es kommt vor, dass der Storch direkt über mein Büro fliegt. Dann stelle ich mir vor, wie ich mich ihm anschliesse. Ich öffne das Bürofenster, hüpfe auf das Fensterbrett, Breite die Arme aus und fliege ihm nach. Im warmen Aufwind steige ich höher und höher. Der Schreibtisch entschwindet meinem Blick. Unter mir nehmen die Häuser und Autos Spielzeuggrösse an. Ich schwebe dahin, immer dem Weissstorch nach. Es ist als hätte ich Ferien.

Da wache ich auf, und stelle fest: Ich habe Ferien.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Sonntag, 27. April 2025

Wort oder Wasser?

Ein Zitat

Sehenswürdigkeit Rheinfall.
Foto © Jörg Niederer
"Überlege, was du sagst. Deine Sätze sollen sein wie ein Wasserfall, klar und rein und gewichtig wie ein Fels." Konfuzius 551-479 v. Chr.

Ein Bibelvers - Galater 6,3

"Wenn allerdings jemand meint, er sei etwas Besonderes, dann macht er sich etwas vor. Denn das ist er keineswegs."

Eine Anregung

Es ist schon erstaunlich, wie viele Menschen extra anreisen, um dem Wasser dabei zuzuschauen, wie es über Felsen in die Tiefe stürzt. Zugleich ist es auch erstaunlich, wie wenige Menschen sich heutzutage auf eine anspruchsvolle Predigt einlassen.

Ob die heutige Predigt in der Methodistenkirche St. Gallen anspruchsvoll ist, kann ich noch nicht sagen. Gehalten wird sie vom Pfarrer und Distriktsvorsteher Serge Frutiger. Ich gehe mal davon aus, dass sie wohl dazu anregen wird, das Leben in christlicher Weise zu führen. 

Für einmal beginnt dieser Gottesdienst bereits um 9.30 Uhr, da im Anschluss daran auch noch die Hauptversammlung der Kirche, die Bezirksversammlung, durchgeführt wird. Auch dabei können alle Interessierten teilnehmen. Ebenfalls um 9.30 Uhr gibt es ein Kinderprogramm. Alles findet an der Kapellenstrasse 6 statt. Herzlich willkommen!

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Samstag, 26. April 2025

Wortwörtlich

Ein Zitat

Aufkleber des FC Aarau auf einer Verbotstafel an einem Elektrokasten irgendwo in Bahnhofsnähe in Olten.
Foto © Jörg Niederer
"Ich bin zwar langsam, aber vor dir." Aufkleber an einem Auto

Ein Bibelvers - 2. Mose 20,16

"Du sollst nichts Falsches über deinen Nächsten sagen!"

Eine Anregung

Ein Aufkleber ist kein Plakat, das ist schon klar. Wenn da steht, Plakate anbringen verboten, dann hält man sich auch daran. Aber von Aufklebern ist da gar nichts zu lesen. Also frisch fröhlich mittendrauf. 

Nun wissen es alle: Die vom Fussballclub Aarau sind helle Köpfe. Die kleben ihre Sticker nur dorthin, wo Aufkleber nicht explizit verboten sind. Also eigentlich überall.

Zugleich gewinnen Verbotstafeln ja auch nicht gerade Schönheitswettbewerbe, und solche Elektrokästen am Strassenrand werden auch nur äusserst selten als denkmalgeschützt ausgewiesen. So gesehen ist der stilisierte Adler noch das Schönste an diesem Foto. Wobei es schon etwas übergriffig ist, wenn sich ein Aargauer Verein im Kanton Solothurn derart manifestiert. Vielleicht ist es auch bewusst eine Demütigung, gibt es doch im ganzen Kanton Solothurn keinen Fussballverein mit Mannschaft in der Challenge League oder darüber. 

Wenn da jetzt statt eines Fussballemblems was von Jesus stehen würde, das wäre doch viel besser, oder?

Mit Aufklebern habe ich so meine Probleme. Immer wieder bekomme ich welche, die ich weder an meinem Bett noch an einem Schrank und auch nicht auf der Gefriertruhe oder sonstwo in der Wohnung anbringen will. Meine Fahrhabe soll diesbezüglich auch unbefleckt bleiben. Also was werde ich mit diesen Dingern tun? Sie im öffentlichen Raum "entsorgen"? Geht doch irgendwie auch nicht. So sammle ich sie, bis ich sie dann mit schlechtem Gewissen weiterverschenke, wohlwissend, dass andere womöglich wenig feinfühlig die Sticker auf fremde Autos, Strassenlaternen und Schaukästen kleben.

Frage: Kennst du einen sinnvollen Verwendung von Aufklebern?

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Freitag, 25. April 2025

Inklusin wie Wiborada

Ein Zitat

Ikone der Heiligen Wiborada in der Zelle, geschrieben von Hedi Fussenegger in einem Ikonenmalkurs 2024 in St. Gallen.
Foto © Jörg Niederer
"Was mir nicht fehlen wird? Das Gefühl, im Hamsterrad zu drehen!" Irene Franziska Meli, Inklusin für eine Woche

Ein Bibelvers - Apostelgeschichte 5,18+19

"Sie ließen die Apostel festnehmen und ins öffentliche Gefängnis werfen. Aber in der Nacht öffnete ein Engel des Herrn die Gefängnistüren, führte sie hinaus..."

Eine Anregung

Seit 2021 lassen sich in Erinnerung an Wiborada jedes Jahr fünf Menschen eine Woche lang in die Wiboradazelle bei der Kirche St. Mangen einschliessen. Heute ist es wieder soweit. Irene Franziska Meli aus Romanshorn wird im Rahmen eines Einschliessrituals um 18.30 Uhr die Zelle beziehen. Im Wochenrhythmus weiter geht es dann mit den Inklus:innen Brigitte Schoepf, Simone Capaul, Tim Mahle und Petra Gächter.

Wiborada war die erste kanonisch heilig gesprochene Frau. Im 9. Jahrhundert geboren, liess sie sich aus freien Stücken in eine Zelle einschliessen. Als Inklusin wurde sie für Menschen aus allen Ständen zu einer Ratgeberin. Ein Jahr vor dem Einfall der Ungarn in die Stadt warnte sie die Mönche, so dass diese den Kirchenschatz, die wertvolle Bibliothek sowie Bevölkerung und sich selbst in Sicherheit bringen konnten. Wiborada wollte die Zelle nicht verlassen und wurde von den einfallenden Horden im Jahr 926 umgebracht.

Wiborada ist nebst Gallus und Othmar die am wenigsten bekannte Stadtheilige. Das soll sich ändern. Auch wurde sie in der letzten Zeit zu einer Symbolfigur für die Gleichstellung der Frauen in der Römisch-katholischen Kirche.

Weitere Informationen gibt es auf der Webseite zu Wiborada 2025. Auch in diesem Blog habe ich schon vermehrt über Wiborada geschrieben.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Donnerstag, 24. April 2025

Wachsende Musik

Ein Zitat

Junge Blätter des Hirschzungenfarns entrollen sich Musiknoten gleich zu einer neuen Generation von Blättern.
Foto © Jörg Niederer
"Christ, der Herr, ist auferstanden, halleluja, sagt es laut in allen Landen, halleluja, Siegesjubel hoch erschallt, halleluja, Erd und Himmel widerhallt. Halleluja." Charles Wesley (1707-1788)

Ein Bibelvers - Psalm 150,1+5

"Halleluja. Lobt Gott in seinem Heiligtum!... Lobt ihn mit kleinen hellen Zimbeln! Lobt ihn mit großen dunklen Zimbeln!"

Eine Anregung

In diesen Tagen besuchte ich die Gräber meiner Brüder, meines Vaters und meiner Tante auf dem Friedhof Meisenhard in Olten. Beim Urnengrab meines jüngsten Bruders wachsen seltene Hirschzungenfarne. Genau in dieser Zeit von Karfreitag und Ostern sehen sie einerseits desolat und mitgenommen aus, andererseits sind da auch ganz frische saftige Triebe. Vor dem Hintergrund der durchlöcherten, absterbenden alten Blätter entrollen sie sich pflanzlichen Musiknoten gleich und formen eine nie gespielte, grün schillernde Melodie.

Ich versuche den Tönen dieser Noten-Blätter nachzuspüren. Was erzählen sie mir über das Leben und Sterben? Was erzählen sie mir von den Übergängen, von der Hoffnung, der Zuversicht, der Freude? Die Klangabfolgen, die von den Farnwedeln gebildet werden, verändern sich mit jedem erwachenden Tag. Die Tonlagen werden wohl höher und leiser, enden vielleicht in einem Summ- oder Brummton. Wer übersetzt sie in die von uns Menschen hörbare Welt? Dabei spielt auch Jazz, Improvisation, und doch ist nichts dem Zufall geschuldet.

In diesen Tagen hat meine Pfarrkollegin Erica Stalcup mich und wohl so einige andere Menschen erfreut mit einer Interpretation von Charles Wesleys Lied "Christ, der Herr, ist auferstanden", und zwar im Stil des amerikanischen Jazzpianisten Dave Brubeck. Auf Facebook kann man es sich zu Gemüte führen. Und sollte es dort nicht angehört werden können, dann ist es hier als Audiodatei einige Zeit verfügbar. 

Bei so viel Kreativität und Lebensfreude im Pflanzen- und Menschenreich kann man doch von Herzen "Halleluja" singen, oder?

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Mittwoch, 23. April 2025

Bischof auf grossem Fuss?

Ein Zitat

Bischof Patrick Streiff steht auf dem Gehsteig am Strassenrand, dieweil eine Stretchlimousine mit feiernden Menschen wieder Fahrt aufnimmt.
Foto © Jörg Niederer
"Chateauneuf, später Siegelbewahrer von Ludwig XII., ist noch im zarten Alter von neun Jahren, als ihm der Bischof zahlreiche Fragen stellt, auf die der Junge recht flotte Antworten weiss. Schließlich meint der Bischof: Du bekommst eine Orange, wenn du mir sagst, wo Gott ist. Du lieber Himmel, gibt der Junge zurück, Sie bekommen zwei Orangen, wenn Sie mir sagen, wo er nicht ist." Autor:in unbekannt

Ein Bibelvers - Matthäus 5,37

Jesus: "Sagt einfach 'Ja', wenn ihr 'Ja' meint, und 'Nein', wenn ihr 'Nein' meint. Jedes weitere Wort kommt vom Bösen."

Eine Anregung

Heute hätte die Wahl des Römisch-katholischen Bischofs in St. Gallen stattgefunden, wenn sie nicht auf unbestimmte Zeit verschoben werden musste. Der Tod des Papstes hat der Kirche einen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn römisch-katholische Bischöfe müssen immer durch den Papst bestätigt werden. Es könnte also noch etwas dauern, bis eine Wahl wieder möglich wird. Darum gibt es hier eine kleine Geschichte eines anderen Bischofs.

Patrick Streiff ist evangelisch-methodistischer Bischof im Ruhestand. Es war 2018 in Budapest. Gerade ist der Bischof seinem Dienstfahrzeug entstiegen, einer bescheidenen Stretchlimousine, dieweil die anderen Konferenzteilnehmenden wieder aufbrechen, um unter und über dem Autodach noch etwas weiterzufeiern.

So sieht es jedenfalls aus. Nein, natürlich hat ein methodistischer Bischof keine Stretchlimousine als Dienstfahrzeug. Ich weiss nicht einmal, ob je ein Bischof dieser Kirche in Europa ein Dienstfahrzeug hatte. Ob Bischof Patrick Streiff in der Limousine war, weiss ich auch nicht mehr. Es könnte sein. Dass er darin bei Sekt und so gefeiert hätte, glaube ich eher nicht. Es würde nicht zu ihm passen.

Das Foto ist lediglich ein Schnappschuss, ein Bild, das eine Geschichte erzählt, eine Erinnerung bewahrt. Ich betrachte es gerne. Es regt die Fantasie an. Die Wahrheit spielt dabei keine Rolle. Alles könnte ja inszeniert sein. Was ich aber garantieren kann: dieses Bild wurde nicht mit künstlicher Intelligenz erstellt oder bearbeitet. Es ist somit nicht gefaket, keine Lüge. Es ist - ich weiss nicht was. Es ist eben.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Dienstag, 22. April 2025

Kein Papst für alle

Ein Zitat

Die Delegation der Methodisten an der 4. Weltkonferenz über den Dialog von Religionen und Zivilgesellschaften im Jahr 2016 in Bitola, Nord-Mazedonien.
Foto © Jörg Niederer
"Man kann nicht Gott und dem Geld dienen." Papst Franziskus (1936-2025)

Ein Bibelvers - Lukas 16,13

Jesus: "Kein Diener kann gleichzeitig zwei Herren dienen! Entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben. Oder er wird dem einen treu sein und den anderen verachten. Ihr könnt nicht gleichzeitig Gott und dem Geld dienen."

Eine Anregung

Dem gestern verstorbenen Papst Franziskus bin ich nie persönlich begegnet. Doch an ein Gespräch über ihn kann ich mich noch sehr gut erinnern. Es war 3 Jahre nach seiner Wahl, als ich im Jahr 2016 als Delegierter der Evangelisch-methodistischen Kirche an der 4. Weltkonferenz über den Dialog von Religionen und Zivilgesellschaften in Bitola, Nord-Mazedonien teilnehmen durfte.

An einem Abend sass ich mit zwei Monsignores beim Abendessen. Der eine kam aus Belgien, der andere aus Slowenien. Das Gespräch kam auf den "neuen" Papst zu sprechen. Einig waren sich die beiden, dass dieser Mann die falsche Person in diesem Amt sei, und dass es unmöglich lange so mit ihm weitergehen könne. Dieser Papst habe so kein Feingefühl für die wohlhabenden und angesehenen Menschen, welche die Kirche unterstützen würden. Als Beispiel fügte der eine an, dass Papst Franziskus doch tatsächlich finanzkräftige Sponsoren von Renovationen des Petersdoms am Vatikan mit einem Spaghettiessen abspeisen wollte. Das gehe doch nicht.

Vor allem einer liess kein gutes Haar am Papst. Es gebe am Vatikan eine einflussreiche Gruppe von starken Persönlichkeiten, die diesem Papst und seinen seltsamen Gepflogenheiten wohl nicht lange zuschauen würden, so der Kirchenmann. Aus dem Gespräch schloss ich, dass Papst Franziskus wohl ernsthaft in Gefahr sei.

Es ist glücklicherweise nicht so gekommen, wie die beiden Monsignores unkten. Doch durch dieses Gespräch wurde mir Papst Franziskus noch etwas sympathischer. Seine Liebe zur Einfachheit und zu den "gewöhnlichen" Menschen bleibt mir in guter Erinnerung. Und wenn Papst Franziskus dann auch ab und zu Dinge verlauten liess, die wiederum ich schwierig fand, dann dachte ich an das Gespräch mit den beiden Monsignores und war im Grossen und Ganzen wieder zufrieden mit dem Papst. Denn auch ein Papst ist ja nur ein Mensch.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Montag, 21. April 2025

Wiedergeburt

Ein Zitat

Nymphe einer Prachtwanze auf dem jungen Blatt eines Berg-Ahorns.
Foto © Jörg Niederer
"Alles verändert sich nur, nichts stirbt." Ovid (43 v.Chr. - 14 n.Chr.)

Ein Bibelvers - Johannes 3,3

"Jesus antwortete: 'Amen, amen, das sage ich dir: Nur wenn jemand neu geboren wird, kann er das Reich Gottes sehen.'"

Eine Anregung

Das frische Berg-Ahornblatt auf Augenhöhe war so faszinierend, dass wir dort am Rheinfall das tosende Wasser für einen Moment vergassen, und uns diesem Baum zuwandten. Nur so entdeckte ich das vielleicht 1,5 mm kleine Wesen, das da sass und sich nicht rührte. Die starke Vergrösserung offenbarte so etwas wie ein Grille oder Heuschrecke mit besonderer Färbung. Doch das ist es nicht, was mir da vor die Kamera geraten ist. Es handelt sich um eine Nymphe, also um die jugendliche Erscheinung einer Prachtwanze.

Wie das maximal 11,7 mm grosse Insekt einmal aussehen wird, kann man sich bei Wikipedia anschauen. Marienkäfern gleich wird die Prachtwanze dereinst Jagd auf Blattläuse machen, aber auch nichts gegen den Saft in den Blättern von Laubbäumen haben.

Bis aus der Nymphe ein fertiges Insekt wird, durchläuft sie fünf Nymphenstadien. Zum geflügelten Insekt wird die Prachtwanze erst mit der fünften Häutung. Also gleich fünf Verwandlungen erlebt sie. Wie ist das wohl, so oft neu geboren zu werden?

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Sonntag, 20. April 2025

Mit Christus leben

Ein Zitat

Die drei Frauen begegnen am Grab von Jesus einem Engel. Glasfenster in der Kirche St. Otmar in St. Gallen.
Foto © Jörg Niederer
"Ach, frag du mich nach der Auferstehung. / Frag, was ich dazu denke, fühle oder auch nicht fühle. / Halte aus, dass ich womöglich nur stammeln kann, / denn das Ganze ist ja viel zu groß und überhaupt nicht zu begreifen." Christiane Quincke

Ein Bibelvers - Markus 16,1

"Als der Sabbat vorbei war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter von Jakobus, und Salome wohlriechende Öle. Sie wollten die Totensalbung vornehmen."

Eine Anregung

An Ostern feiert die Christenheit die Auferstehung Jesu von den Toten. Es brauchte Zeit, bis die Nachricht, das Christus auferstanden sei, von den Christ:innen geglaubt wurde. Denn die Botschaft von der Auferstehung führte anfänglich bei den Christusnachfolgenden zu zwiespältigen Gefühlen. 

Auch heute ist es für viele Menschen nicht recht klar, wie sie die Aussagen von der Auferstehung Jesu einordnen sollen. Darum gehe ich in meiner heutigen Predigt auf die Suche nach Antworten, die selbst mit zweifelnden Glauben möglich sind.

Wer dabei sein will, kann gerne hinzustossen: Der Gottesdienst findet um 10.15 Uhr in der Methodistenkirche St. Gallen statt. Diese befindet sich an der Kapellenstrasse 6. Da wir ein offenes Abendmahl feiern, sind alle ohne Ausnahme auch dazu herzlich eingeladen. Zum Kirchenkaffee natürlich auch.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Samstag, 19. April 2025

Alpha und Omega

Ein Zitat

Keramikarbeiten der ungarischen Künstlerin Mária V. Majzik in der Methodistenkirche Budakeszi.
Foto © Jörg Niederer
"Lehm formt der Töpfer zum Gefäss, doch der Leerraum macht es erst zu dem, was es ist." Frei nach Laotse (vermutlich 6. Jh. v. Chr.)

Ein Bibelvers - Lukas 23,53

"Dann nahm er [Josef von Arimatäa] ihn [Jesus] vom Kreuz ab und wickelte ihn in ein Leinentuch. Schliesslich legte er ihn in eine Grabkammer. Die war in Felsen gehauen, und es hatte noch niemand in ihr gelegen."

Eine Anregung

Vorgestern (siehe Beitrag vom 17. April 2025) schrieb ich schon über ein Werk der ungarischen Künstlerin Mária V. Majzik (1949-2016). Dort erwähnte ich auch, dass in der Methodistenkirche Budakeszi nicht nur eine Dauerausstellung der Künstlerin zu sehen ist, sondern dass sie auch die künstlerische Gestaltung des Gottesdienstraums übernommen hat. Damit man sich eine Vorstellung machen kann von der eindrücklichen Keramikarbeit sei hier das zentrale Werk "Alpha und Omega" im Altarraum der Kirche wiedergegeben.

An diesem Übergangstag zwischen Karfreitag und Ostern stehen wir zwischen Alpha und Omega, zwischen Tod und Auferstehung. Wir sind dazwischen. Aber der Anfang und das Ende stehen fest.

Hier findet sich noch ein Beitrag der Methodistenkirche in Ungarn zum Tod von Mária V. Majzik.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Freitag, 18. April 2025

Kreuzweg der Gegenwart 2025

Ein Zitat

Am letztjährigen Kreuzweg der Gegenwart von Karfreitag in St. Gallen beteiligten sich wie jedes Jahr eine grössere Zahl Menschen.
Foto © Jörg Niederer
"Wir tragen ein Kreuz und erinnern dabei an alle Kreuze, die unsichtbar sind. Sie belasten uns als Einzelne, als Gesellschaft, als Glaubende und Zweifelnde. Täglich nehmen wir solche Kreuze auf, tragen sie, vielleicht unbeachtet, und doch durch sie belastet." Matthias Wenk

Ein Bibelvers - Lukas 23,46

"Und Jesus schrie laut: 'Vater, ich lege mein Leben in deine Hand.' Nach diesen Worten starb er."

Eine Anregung

Heute um 12.00 Uhr machen sich Interessierte bei der Kirche Riethüsli an der Gerhardtstrasse 11 in St. Gallen wieder auf den Weg zu Stationen auf dem Kreuzweg der Gegenwart. Der Anlass findet schon seit fast zwei Jahrzehnten jeweils an den Karfreitagen in St. Gallen statt und wird von vielen Kirchen gemeinsam getragen.

Der diesjährige Weg führt über sieben Stationen zur Kirche St. Otmar. Bei jeder Station wird innegehalten. Es folgen Gedanken zu einem Thema, das mit diesem Ort verbunden ist. Dann wird in das mitgeführte Holzkreuz ein Nagel eingeschlagen. Eine Schweigeminute endet mit einem Taizé-Lied. In diesem Jahr werden zudem Sänger:innen unterwegs drei Choräle aus der Johannespassion singen.

Oft hinterlassen die Texte zu den Stationen nachhaltigen Eindruck. Die ökumenische Gemeinschaft ist gerade in der Passionszeit von besonderer Bedeutung.

Zum Kreuzweg der Gegenwart sind alle herzlich eingeladen. Einzige Voraussetzung: Es gilt einen Weg von ca. 5 Kilometern zu bewältigen, wobei es in diesem Jahr kaum Anstiege zu verzeichnen hat. Der Anlass endet um 14.00 Uhr.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Donnerstag, 17. April 2025

Schmerzensmann

Ein Zitat

Von Mária V. Majzik ist dieser dornengekrönte Jesus, der in einer Dauerausstellung in der Methodistenkirche Budakeszi, Ungarn zu sehen ist.
Foto © Jörg Niederer
"Schmerz hat einen Wert, nicht nur Vergnügen. Schmerz ist das, was einen aufhält, was einen zwingt, Dinge zu durchdenken und andere zu verstehen. Wir sind nicht auf der Erde geboren, um voller Freude zu sein, sondern um uns zu verändern, um Lösungen für bestimmte Probleme um uns herum zu finden." Mária V. Majzik (1949-2016)

Ein Bibelvers - Markus 15,29+30

"Die Leute, die vorbeikamen, lästerten über ihn. Sie schüttelten ihre Köpfe und sagten: 'Ha! Du wolltest doch den Tempel abreißen und in nur drei Tagen wieder aufbauen. Rette dich selbst und steig vom Kreuz herab!'"

Eine Anregung

Sie gilt als Erneuerin der sakralen Kunst in Ungarn. Die Werke von Mária V. Majzik (1949-2016) haben etwas Morbides, Fantastisches. Diesen Werken bin ich vor einigen Jahren in der 2012 errichteten modernen Methodistenkirche Budakeszi begegnet. Dort befindet sich eine 2016 mit viel Prominenz eröffnete Dauerausstellung von Werken der Künstlerin. Mária V. Majzik hat auch die künstlerische Gestaltung des Gottesdienstraums übernommen. Zwei Tonnen Ton wurden für die ornamentalen, keramischen Werke verwendet. Sie sind eindrücklich, so wie auch der Schmerzensmann, den die Künstlerin mit der Seitenlehne eines Kirchenbank kombiniert.

Die Dornenkrone lässt keinen Zweifel daran, dass es sich um eine Interpretation von Jesus handelt. Die Arme sind nicht zu sehen. Es ist die Haltung eines Versehrten, eines der Handlungsfähigkeit beraubten. Die Gesichtszüge eingefallen, gezeichnet wie nach dem Tod. Der Körper wirkt zerbrochen, die Zehen schmerzhaft verzerrt, Fremdkörper an den übereinandergelegten Füssen. Sie haften am Holz. Das ganze Elend eines Hingerichteten wird überdeutlich.

Das ist kein Kruzifix, das man sich in Gold giesst und an einer Kette um den Hals hängt. Das ist ein Bildnis, fern von ästhetischem Kitsch. Genau dadurch wird es dem Geschehen um die Kreuzigung von Jesus und vielen weiteren hingerichteten Frauen und Männer so richtig gerecht.

Mit diesem Bild will ich dem Karfreitag entgegengehen.

Und noch dies: In einem Video, das 2012 erstellt wurde, ist die Methodistenkirche Budakeszi zu sehen, und die Künstlerin Mária V. Majzik kommt nebst dem damaligen Pfarrer Gábor Szuhánszky ausführlich zu Wort. Ein Bericht von der Einweihung der Dauerausstellung ist ebenfalls verfügbar.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Mittwoch, 16. April 2025

Kreuzrelikt

Ein Zitat

Das Turmkreuz der von der DDR-Regierung gesprengten Versöhnungskirche in Berlin.
Foto © Jörg Niederer
"Niemals sind wir ungeschützter gegen das Leiden, als wenn wir lieben." Sigmund Freud (1856–1939)

Ein Bibelvers - Lukas 23,26

"Die Soldaten führten Jesus zur Hinrichtung. Unterwegs hielten sie Simon von Kyrene an, der gerade vom Feld zurückkam. Sie luden ihm das Kreuz auf, damit er es hinter Jesus hertrug."

Eine Anregung

Da, wo einst die Mauer Berlin entzweite, steht heute an der Stelle der einstigen evangelischen Versöhnungskirche die Kapelle der Versöhnung. Davor findet sich dieses verunstaltete Kreuz.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Versöhnungskirche stark beschädigt. Trotzdem wurde sie 1950 wieder aufgebaut und bis 1961 von Gläubigen beider Sektoren zu Gottesdiensten genutzt. Mit dem Mauerbau wurden erst die Westberliner von der im Ostteil befindlichen Kirche ausgeschossen, ab Oktober 1961 dann auch die Gläubigen der DDR. So ungenutzt liess die SED-Regierung 24 Jahre später die Versöhnungskirche am 22. Januar 1985 sprengen. Dabei brach das Kreuz von der Turmspitze ab. Friedhofsarbeiter bargen es heimlich und verwahrten es über das Wendejahr 1989 hinaus. Am Busstag 1995 kam das durch die Sprengung deformierte Kreuz zur Gemeinde zurück. Heute steht es vor der Kapelle der Versöhnung und erinnert an Leiden und Auferstehung, an Untergang und Erneuerung.

(Auf dem Foto wurde aus ästhetischen Gründen die Beschriftungstafel zum Kreuz entfernt.)

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Dienstag, 15. April 2025

60 Jahre Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen

Ein Zitat

Bischof Joseph Maria Bonnemain präsentiert an der Jubiläumsfeier zu 60 Jahre AGCK Zürich seine Vision zur Ökumene.
Foto © Jörg Niederer
"Gemeinsam diese Botschaft [vom Frieden] zu verkörpern bedeutet, dass wie sie selber leben... Dass wir gemeinsam und mutig nationalistische Ideologien, arrogante Imperialismen, Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus, sowie die Ausbeutung der Schöpfung anprangern." Bischof Joseph Maria Bonnemain (Römisch-katholische Kirche)

Ein Bibelvers - Psalm 150,6

"Alles, was lebt durch Gottes Atem, antworte dem Herrn mit Lobgesang! Halleluja!"

Eine Anregung

Am 2. April durfte ich als Vertretung der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AGCK) St. Gallen und beider Appenzell am Jubiläumsanlass zu 60 Jahren AGCK Zürich mit dabei sein. Die Feier fand in der Neuapostolischen Kirche in der Stadt Zürich statt. Dort erinnerte man sich auch an 1700 Jahre Glaubensbekenntnis von Nicäa. In diesem Zusammenhang formulierten Bischof Frank Bangerter (Christkatholische Kirche), Kirchenratspräsidentin Esther Straub (Evangelisch-reformierte Kirche), Bischof Joseph Maria Bonnemain (Römisch-katholische Kirche) und Bischof Rudolf Fässler (Neuapostolische Kirche) ihre Vision zur Ökumene.

Besonderen Eindruck machte mir der Beitrag von Bischof Bonnemain. Er sagte: 

"Die Realität, die wir im Kanton Zürich erleben, empfinde ich als dauernden Ansporn, die geschwisterliche Eintracht unter den christlichen Konfessionen zu leben und zu fördern.

In einer multikulturellen Gesellschaft, in der Menschen verschiedener Länder, Sprachen, Traditionen und Religionen leben, sind wir, Christinnen und Christen, eingeladen – gerne würde ich sagen, berufen – Zeuginnen und Zeugen einer bescheidenen und lernfähigen Überzeugung zu sein. Wir sind davon überzeugt, dass in Jesus Christus Gott unter uns gegenwärtig sein will. Wir feiern dieses Jahr gemeinsam 1700 Jahre Nicäa. Dies bedeutet, nach meiner Ansicht, das Bewusstsein zu erneuern, dass wir mit unserem Glaubensleben, mit unserer Haltung und Handlungsweise der Welt und den Menschen unserer Zeit die Zuversicht vermitteln können, dass Gott uns nahe ist. Ich meine damit die Zuversicht, dass Gott weiterhin für die Geschicke der Welt Sorge trägt, dass er sich dafür einsetzt, dass das Gute trotz allen Niederlagen obsiegen kann. Die Welt braucht unsere Hoffnung – um nicht zu sagen – unseren Optimismus, aber vor allem auch unsere Empathie, Offenheit, Hilfsbereitschaft, Unterstützung und unbedingte Geschwisterlichkeit. Die Welt, der Mensch braucht Frieden und der Friede – Bruder Klaus zitierend – ist allweg in Gott, denn Gott ist der Friede.

Gemeinsam diese Botschaft zu verkörpern bedeutet, dass wie sie selber leben: 

Dass wir uns gegenseitig sehr schätzen und unterstützen.

Dass wir alles gemeinsam tun, was überhaupt möglich ist.

Dass wir das Leben gemeinsam feiern.

Dass wir gemeinsam Diakonie sind.

Dass wir gemeinsam und mutig nationalistische Ideologien, arrogante Imperialismen, Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus, sowie die Ausbeutung der Schöpfung anprangern.

Und es wäre auch dringend, dass wir uns gemeinsam – mit einer Stimme – für die Abrüstung in unserer Welt einsetzen.

Ist all das utopisch? Mit Helder Camara möchte ich sagen und dies ist mein Wunsch anlässlich dieses 60-järigen Jubiläums: 'Wenn einer allein träumt, bleibt der Traum ein Traum, wenn alle zusammen träumen, wird der Traum Wirklichkeit.'"

Fotos von diesem Anlass und alle Grussworte finden sich nun auf der Webseite der AGCK Zürich.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Montag, 14. April 2025

Der Löffel und die Ente

Ein Zitat

Eine männliche Löffelente rastet bei der Durchreise auf dem Ägelsee.
Foto © Jörg Niederer
"Eile nicht, sorge dich nicht. Du bist hier nur kurz zu Besuch. Verweile also und rieche an den Blumen." Walter C. Hagen (1892-1969)

Ein Bibelvers - 2. Könige 25,15

"Der Kommandant der Leibwache nahm alles mit, was aus reinem Gold und Silber war: die Becken für Kohle und die Schalen zum Besprengen."

Eine Anregung

Der Löffel gehört zum Lebensalltag. Ohne ihn geht beinahe nichts. Ganz besonders gilt dies für die Löffelente, die schon mit besagtem Esswerkzeug auf die Welt kommt. Mit dem Walhai gemeinsam hat sie, dass sie sich von Plankton ernährt, welches durch die Lamellen am Mundwerkzeug herausgefiltert wird.

Der Löffel muss auch für viele Redensarten hinhalten. Also aufgepasst, oder eben: Spitz die Löffel (ja auch Ohren werden ihrer Form wegen so bezeichnet), schreibe es dir hinter die Löffel, bzw. merke es dir am besten für immer!

Es gibt Menschen, die kommen mit goldenen Löffeln im Mund zur Welt. Reich von Geburt an, können sie vor allem mehr verlieren als gewinnen. So kann es gut sein, dass jemand dem, der mit dem goldenen Löffel geboren wurde, besagter goldener Löffel klaut. Ein solcher Dieb hat etwas besonders Schlimmes getan, oder wie man auch sagt: Er hat den Reichen über den Löffel balbiert. Was heute "betrügen", "übervorteilen" bedeutet, war früher eine Praxis junger, ungeschickter Barbiere. Sie rasierten älteren Männern die eingefallenen Wangen mit einem Löffel, der diesen im Mund an die Innenseite der Wange gepresst wurde.

Nun ist manch einer, der sich an fremdem Eigentum vergreift, ein richtiger Löffel, oder anders gesagt: Er hat die Weisheit nicht gerade mit Löffeln gefressen, ist also nicht besonders helle. Wird er dann erwischt, dann hat man ihn zum Löffel gemacht, und er sich blamiert. Ein solcher Gauner hat wohl mehr verdient als nur eins hinter die Löffel. Eine Ohrfeige als Strafe ist zu wenig. Aber er sollte auch nicht gleich den Löffel abgeben, also das Zeitliche segnen müssen. Todesstrafe ist kein probates Mittel gegen Diebe.

Es ist so: Wer mit dem Teufel essen will, braucht einen langen Löffel. Wer sich auf Böses einlässt, ist gezwungen, sich immer wieder anzupassen, ja muss besonders vorsichtig sein.

So ist es doch klüger, seine Suppe mit Anstand zu essen, am Besten mit einem Löffel und ohne zu schlürfen.

Übrigens: Die Bibel kennt auch goldene Löffel. Die Fürsten der zwölf Stämme Israels spendeten je einen goldenen Löffel zur Einweihung des Hauptaltars (4. Mose 7). Doch wie es bei goldenen Löffeln kommen muss: sie wurden Israel später gestohlen. Es war der Kommandant der Leibwache des babylonischen Königs Nebukadnezzar, der sich die goldenen Tempelgeräte unter den Nagel riss, bevor der Tempel und Jerusalem dem Erdboden gleichgemacht wurde.

Gut, dass die Löffelente keinen goldenen Löffelschnabel hat. Schwarze Löffel stehen bei Dieben nicht so hoch im Kurs.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Sonntag, 13. April 2025

Gans mit Nachwuchs

Ein Zitat

Graugans mit vier Küken in einem Weiher bei Bremgarten.
Foto © Jörg Niederer
"Du findest oft in Flüssen, was du im Ozean nicht finden kannst." Erkenntnis der amerikanischen Ureinwohner

Ein Bibelvers - Psalm 91,4

"Er [Gott] breitet seine Schwingen aus über dir. Unter seinen Flügeln findest du Zuflucht. Wie ein Schild schützt dich seine Treue, wie eine Schutzmauer umgibt sie dich."

Eine Anregung

Bei Niederwil an der Reuss, da wo das einstige Kloster Gnadenthal der Landschaft ihr Gepräge gibt, finden sich am Weg zum Altersheim viele Tafeln mit Weisheitssprüchen. Das Zitat von oben ist aus dieser Sammlung.

Unsere Wanderung von Bremgarten nach Niederwil führte am Hegnau-Weiher vorbei. Dort entdeckten wir zwei Graugänsepaare, welche mit fünf beziehungsweise sieben Jungtieren zwischen Land und Wasser wechselten und genüsslich allerlei Grünzeug abgrasten. 

Das Leben geht weiter. Das ist doch schon ein bisschen Ostern an Palmsonntag. Ich wünsche allen einen gesegneten Ruhetag.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Samstag, 12. April 2025

Giftig oder nicht?

Ein Zitat

Huflattich am Wegrand.
Foto © Jörg Niederer
"Wer die Geschichten erzählt, regiert die Welt." Sprichwort der Hopi

Ein Bibelvers - 1. Korinther 8,9

"Gebt aber acht! Die Freiheit, die ihr in Anspruch nehmt, darf die Schwachen nicht zu Fall bringen!"

Eine Anregung

Der Huflattich hat eine Geschichte. Früher wurden seine Blätter geraucht, etwa als Asthmazigaretten. Die Blüten kamen in den Salat oder den Tee. Auch ein Salzersatz kann man aus Huflattich gewinnen. Doch nun haben Forschende herausgefunden, dass der Huflattich Pyrrolizidinalkaloide enthält, die wohl Krebs und Leberschäden verursachen.

Seit jüngster Zeit gilt bei Wein der Hinweis, dass er auch in geringen Mengen schädlich sei.

Und so wird so manches, was man früher für heilsam und gut hielt, heute nicht mehr empfohlen. Vielleicht ist es auch noch komplizierter. Was für die einen giftig ist, ist für die anderen ein Segen, ein Gegengift sozusagen. Auch schon sprichwörtlich ist, dass es auf die Dosis ankomme, ob etwas giftig oder bekömmlich sei.

Wie ist das mit dem Glauben: Kann man sich davon auch eine Überdosis einverleiben? Oder ist die Beziehung zu Gott immer bekömmlich?

Da denke ich an das Buch "Gottesvergiftung", das von Tilmann Moser geschrieben 1976 herausgekommen ist. Darin beschreibt er einen Gottglauben, der in ständige Abhängigkeit und Angst führt. Meine Erfahrung mit Gott ist eine andere: Der Glaube hat mich freier gemacht, hoffnungsvoller und zuversichtlicher. Bei mir stimmt die Dosis "Gott".

Übrigens: Mehr Infos zum Huflattich erhält man in einem umfassenden Beitrag von Buschfunkistan.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Freitag, 11. April 2025

Flirtfaktor Kirchenpersonal

Ein Zitat

Die Kanzel in der Kirche der Propstei Wislikofen.
Foto © Jörg Niederer
"Freunde gewinnen und Freunde erhalten, die neuen sind Silber, doch Gold sind die alten." Sprichwort

Ein Bibelvers - 1. Könige 1,6

"Sein ganzes Leben lang hatte ihn sein Vater nicht zurechtgewiesen. Nie hatte er gefragt: 'Warum handelst du so?' Adonija war außerdem ein schöner Mann und war als nächster Sohn nach Abschalom geboren."

Eine Anregung

Vor Jahren hörte ich am Radio ein Lied, in dem ein Mann die Gottesdienste in einer evangelischen Kirche besuchte, weil ihm die schöne Pfarrerin so gut gefiel. Dabei gelang es ihm bei ihrem Anblick nicht, sich auf den Inhalt der Predigt zu konzentrieren. Dieses Lied ist wohl heute nicht mehr opportun, und so konnte ich es auch nicht in den Weiten des Internets finden.

Damals stellte ich mir die Frage, was das Aussehen einer Pfarrperson bedeutet für den missionarischen Erfolg der Kirche. In der Wirtschaft gibt es ja dieses Bild eines erfolgreichen Managers. Zwar ist kein Sixpack verlangt, aber zumindest schlank und drahtig sollte er sein. Auch weiss man, dass übergewichtige Menschen es oft schwerer haben im sozialen und beruflichen Umfeld.

Sollte man also in der Kirche nur landläufig als schön geltendes Personal einstellen? Daran wurde ich wieder erinnert, als ich in einem Buch der britischen Autorin Barbara Pym mit dem Titel: "Vortreffliche Frauen" lass. Das Buch spielt im England der Nachkriegszeit. Im Abschnitt, den ich meine, wird in der anglikanischen High-Church-Gemeinde gerade ein Flohmarkt durchgeführt. Dabei unterhalten sich zwei unverheiratete, schon etwas ältere Frauen: 

"Schwester Blatt musste wider Willen lachen. 'Die Frau traut sich was, alles was recht ist. Lädt mich zu ihrem Flohmarkt nächste Woche ein und erzählt mir, welch reizender Mann ihr neuer Priester ist, Father Bogart! Als ob mich das locken könnte.'

'Oh, unterschätzen Sie nicht, welche Rolle so etwas spielt und schon immer gespielt hat. Wo stünde die Kirche heute ohne einen `reizenden Mann` hier oder da?'"

Soweit dieser kurze Dialog. Einige Seiten weiter sinniert die Titelheldin über Glanz und Romantik nach und stellte fest:

"In meinem Umfeld gab es herzlich wenige, die als glanzvoll und romantisch durchgehen konnten. Geistliche konnten und mussten gleich ganz aus dem Spiel gelassen werden, beschloss ich, und damit blieben nicht viele übrig."

Schon damals also wurde das Aussehen und der Flirtfaktor der Pfarrpersonen beachtet. Brauchen wir also in der Kirche so etwas wie Supermodels auf den Kanzeln, damit die Bänke und Stühle darunter sich wieder füllen? Aber vielleicht reicht dazu ja auch die Familie der Pfarrperson. Wie heisst es doch in einem sehr bekannten, von Sina gecoverter Song: "Där einzigä wa mich het chännu värfiäru, isch där Sohn vom ä Pfarrär gsi".

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Donnerstag, 10. April 2025

Vom Trost und vom Trösten

Ein Zitat

Blütenpracht der Japanischen Quitte.
Foto © Jörg Niederer
"Du sammelst meine Tränen in deinem Krug Gott, und verwandelst sie. Wende dich um Frau, wende dich um Mensch und sieh: vom Tod ins Leben." Lied: "You are always with me God"

Ein Bibelvers - Psalm 56,9

"[Gott,] mein Elend hast du doch aufgeschrieben! Nun sammle meine Tränen in deinem Krug! Ist nicht alles in deinem Buch festgehalten?"

Eine Anregung

An vielem, das sich in meinem Büro findet, hat der Zahn der Zeit kräftig genagt. Das gilt auch für Texte und Themen. So landet nun manches im Müll. Weniges wird meine Pensionierung überdauern. Dazu gehört auch folgender Segen. Er war Teil eines Abendgebets am 24. Juni 1997 in der Heilandskirche anlässlich der Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Graz. Dieser Abendsegen wurde von Adelheid Berger, Ulrike Frank-Schlamberger, Birgit Lesjak, Iris Trinkler, Barbara Mörtl und Ulrike Saringer vom Österreichisches Frauenforum Feministische Theologie und der ARGE Evangelische Theologinnen formuliert und gestaltet.

Göttliche Kraft stärke deinen Rücken, damit du aufrecht gehen kannst.

Göttliche Kraft bewahre deine Schultern, damit die Last, die du trägst, dich nicht niederdrückt.

Göttliche Kraft bewege deinen Nacken, damit du deinen Kopf frei dorthin neigen kannst, wo deine Zuneigung vonnöten ist.

Göttlicher Segen sei mit dir!

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen 

Mittwoch, 9. April 2025

Im Zahnwurzland

Ein Zitat

Kitaibels Zahnwurz blüht im Wald bei der Täuferhöhle oberhalb von Bäretswil.
Foto © Jörg Niederer
"Was ist Unkraut? Eine Pflanze, deren Vorzüge erst noch entdeckt werden müssen." Ralph Waldo Emerson (1803–1882)

Ein Bibelvers - Sprüche 11,25

"Wer für andere ein Segen ist, wird selbst beschenkt. Wer Getränke reicht, bekommt auch zu trinken."

Eine Anregung

Benannt ist sie nach dem ungarischen Botaniker Pál Kitaibel, der einst "Kitaibels Zahnwurz" im heutigen Nationalpark Plitvicer Seen in Kroatien entdeckte. Im Zürcher Oberland heisst die Pflanze auch "Steinbrecher". Dort habe ich sie auch fotografiert, im Zürcher Oberland, auf dem Wanderweg, der oberhalb der Täuferhöhle durchführt.

Die "Vielblättrige Zahnwurz", wie sie auch genannt wird, kommt nur in wenigen Ländern vor. Zu finden ist sie nebst der Schweiz in Italien, Slowenien, Kroatien sowie Bosnien und Herzegowina. Wir befinden uns also in der Schweiz am nördlichen Rand des Ausbreitungsgebiets. 

Würde man Regionen nach Pflanzenvorkommen einteilen, dann würden Teile der Schweiz mit den Balkanländern zusammengehören. Sicher ist, wir gehören zum "Vielblättrigen Zahnwurzland".

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Dienstag, 8. April 2025

Möge der Herr dich plagen! - ein Segen

Ein Zitat

Abgebrochenes Tännchen bei Fischenthal.
Foto © Jörg Niederer
"Vielfalt ist nicht die Würze des Lebens, sondern das Leben selbst." Bischof Woodie White in "Confessions of a prairie pilgrim"

Ein Bibelvers - Psalm 109,28

"Sollen sie nur fluchen, du aber wirst segnen. Als sie mich angriffen, sind sie gescheitert. So hat dein Knecht allen Grund zur Freude."

Eine Anregung

Gestern ist mir der folgende Segen untergekommen. Er wurde von Bischof Woodie White an der evangelisch-methodistischen Generalkonferenz von 1996 in Denver, Colorado den Delegierten weitergegeben.

"Und nun, möge der Herr dich plagen. Möge der Herr dir die Gesichter der Hungrigen, der Einsamen, der Abgelehnten und der Verachteten vor Augen halten.

Möge der Herr dich mit dem Leid der Verletzten, der Verwundeten, der Unterdrückten, der Misshandelten, der Opfer von Gewalt heimsuchen.

Möge Gott dich mit Schmerz und einem brennenden Durst nach Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit beschenken.

Möge der Herr dir Mut und Kraft und Mitgefühl geben, damit unsere Welt besser wird, damit deine Gemeinde eine bessere Gemeinde wird, damit deine Kirche eine bessere Kirche wird.

Und mögest du dein Bestes tun, um dies zu erreichen, und dann möge der Herr dir Frieden schenken."

Was mir an diesem Segen gefällt: Er nimmt die Gesegneten in die Pflicht und übertüncht die Not dieser Welt nicht mit schönen Worten. Denn wie könnten wir in Frieden leben, wenn es uns nicht gelingt, die Not der Anderen zu mildern und zu beseitigen?

Was mir daran nicht gefällt: Dass der Frieden davon abhängig gemacht wird, dass ich zuerst mein Bestes gegeben habe für die Beseitigung der Not in der Welt. Heisst das nicht, dass ich wohl nie ganz in Frieden leben kann?

Wie denkst du über diesen herausfordernden Segen?

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Montag, 7. April 2025

Neuer Bischof für Nordeuropa, Baltikum und die Ukraine

Ein Zitat

Bischof Knut Refsdal von der Evangelisch-methodistischen Kirche Nordeuropa, Baltikum und Ukraine (Foto von der Webseite Zentralkonferenz-Webseite)
Foto © Zentralkonferenz von Nordeuropa und Eurasien der EMK
"Wir treten in eine Zeit des Wandels in der methodistischen Landschaft in Europa ein und wir wollen uns für eine intensivere Gemeinschaft einsetzen. Wenn wir in einer einzigen Zentralkonferenz zusammenkommen wollen, könnte das eine gute Herausforderung für uns sein." Der neu gewählte Bischof Knut Refsdal

Ein Bibelvers - Psalm 37,5

"Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohlmachen."

Eine Anregung

Am 4. April wurde an der Zentralkonferenz für Nordeuropa und Eurasien der Evangelisch-methodistischen Kirche, die vom 3. bis 6. April 2025 in Kopenhagen, Dänemark stattfand, Pfarrer Knut Refsdal zum Bischof über das Bischofsgebiet von Nordeuropa, das Baltikum und die Ukraine gewählt. Er folgt auf Bischof Christian Alsted, der das Ruhestandsalter erreicht hat. Der 55-jährige Knut Refsdal wird das Bischofsamt am 25. Mai aufnehmen.

Bischof Refsdal verfügt über langjährige Erfahrung in der ökumenischen Arbeit. Seit 2024 ist der methodistische Geistliche Pfarrer in der lutherischen Gemeinde Jeløy. In Norwegen sind Methodistenpfarrer:innen berechtigt, in der Kirche von Norwegen als Geistliche zu wirken.

Bischof Refsdal hat mehrere Bücher veröffentlicht. Er hat einen Master in Theologie vom Evangelisch-methodistischen Theologischen Seminar in Oslo und hat sich in den Bereichen Wirtschaft, Personalmanagement, Konfliktmanagement, Führung und Religionswissenschaften weitergebildet.

Mit der Wahl von Knut Refsdal zum Bischof hat sich die methodistische "Bischofslandschaft" in Europa vollständig erneuert. Da sich das Bischofsgebiet von Russland und Eurasien unter der Leitung von Bischof Eduard Khegay von der Evangelisch-methodistischen Kirche abspalten wird, verbleiben nun noch drei Bischofsgebiet in Europa: die Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa mit dem 2022 gewählten Bischof Stefan Zürcher (siehe Beitrag vom 18. November 2022), die Zentralkonferenz von Deutschland mit dem 2025 gewählten Bischof Werner Philipp (siehe Beitrag vom 14. Februar 2025) und dem nun ebenfalls 2025 neu gewählten Bischof Knut Refsdal für die Region Nordeuropa, Baltikum und die Ukraine.

(Die Quellen zu diesem Beitrag: 1. Webseite der Zentralkonferenz von Nordeuropa und Baltikum 2. Bischöfe der United Methodist Church)

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen