Ein Zitat
"Zwingli tut nichts gegen die nun einsetzenden Verfolgungen der Täufer und lässt es sogar zu, dass sein ehemaliger Freund Balthasar Hubmaier eingekerkert und 1528 als Ketzer verbrannt wird." Joachim HildebrandtFoto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Epheser 2,8
"Denn aus Gnade seid ihr gerettet – durch den Glauben. Das verdankt ihr nicht eurer eigenen Kraft, sondern es ist Gottes Geschenk."
Eine Anregung
Der November beginnt immer mit dem Reformationssonntag. Besonders in evangelischen Kirchen wird dieser Tag begangen. Seit einigen Jahren frage ich mich, ob das wirklich ein feiernswerter Tag ist. Wenn ich mir so die Folgen der Reformation vergegenwärtige, dann wird mir bewusst, dass es kaum einen Reformator gibt, der nicht in irgendeiner Weise Blut vergossen hat. Während der Reformation kam es zu Kriegen, politischen Ränkespielen, religiös begründeten Vertreibungen, Zerstörungen von religiöser Kunst, Hinrichtungen von Andersdenkenden, Gesetzlichkeit und Rechthaberei. Selbst im evangelischen Lager zerstritt man sich untereinander und bekämpfte sich aufgrund spitzfindiger theologischer Differenzen.
Zugleich ermöglichte die Reformation aber auch, dass die Menschen erstmals selbst die Bibel lesen und auslegen konnten. Auch entstanden in deren Folge moderne Demokratien, Skeptizismus, Kapitalismus, Individualismus, die Bürgerrechte und damit auch die Religionsfreiheit, die es vor 250 Jahren ermöglichte, dass die methodistische Bewegung auch ausserhalb der Vereinigten Staaten und angelsächsischen Gebieten dauerhaft Fuss fassen konnte. Ohne die Reformation gäbe es keine methodistische Kirche in der Schweiz und andernorts.
Also doch ein Glücksfall, dass es die Reformation gab?
Die Reformation als friedliche Bewegung wäre mir lieber gewesen. Doch das war sie nun einmal nicht. So gesehen ist der Reformationssonntag für mich ein Dank- und Trauertag. Beides. So wie auch die ganze Geschichte der Christenheit beides kennt: Die Freude über die Geburt von Jesus Christus genauso wie die Klage über die Kreuzigung des Gottessohns.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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