Mittwoch, 11. Juni 2025

Selbstreferenziell

Ein Zitat

Geschaffen mit einer Kettensäge wurde diese Kettensäge aus dem Holzstamm gearbeitet.
Foto © Jörg Niederer
"Wenn ich mein Gehirn verwende, um darüber zu sinnieren, wie ein Gehirn denkt, ist das selbstreferenziell." Erik Niedling (*1973)

Ein Bibelvers - Johannes 14,9+10

"Jesus antwortete ihm: 'Jetzt bin ich schon so lange bei euch, und du kennst mich immer noch nicht, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen! Wie kannst du da verlangen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich mit dem Vater verbunden bin und der Vater mit mir?'"

Eine Anregung

Meist wird in der Kunst mittels einer Kettensäge ein Adler oder ein Pilz oder ein Eichhörnchen aus einem groben Baumstrunk herausgearbeitet. Wenn aber mit der Kettensäge ein hölzernes Abbild einer Kettensäge geschaffen wird, dann spricht man wohl von selbstreferenzieller Kunst. Das Produkt beschreibt das Werkzeug und die Produktion.

Vielleicht kann man im christlichen Glauben auch solche selbstreferenziellen Aussagen finden. Gott etwas schuf sich nach dem Schöpfungsbericht den Menschen als sein Abbild. Folglich verweist Gott durch die Gottebenbildlichkeit jedes Menschen auf sich selbst. 

Diese auf Gott bezogene Selbstreferenzialität bleibt selbst dann erhalten, wenn Menschen gewalttätig werden und sich asozial verhalten. Denn so wie die Holzkettensäge natürlich in keiner Weise die Funktion und Technik einer richtigen Kettensäge hat, ist uns bei ihrem Anblick dennoch sofort klar, wie das Original aussieht und funktioniert. So ist und bleibt auch durch sterbliche, unvollkommene Menschen ein Verweis gegeben auf den ewigen Gott.

Die christliche Theologie sieht diese Selbstreferenzialität Gottes in Jesus Christus am Vollkommensten erfüllt. wer Jesus Christus sieht, sieht Gott; den fürsorglichen, vergebenden, leidenden, sterbenden, auferstehenden, gerecht richtenden und annehmenden Gott.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

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