Ein Zitat
"Unter hundert Menschen liebe ich nur einen, unter hundert Hunden neunundneunzig." Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916)Foto © Jörg Niederer
Ein Bibelvers - Apostelgeschichte 27,3
"Und am nächsten Tag kamen wir in Sidon an; und Julius verhielt sich freundlich gegen Paulus und erlaubte ihm, zu seinen Freunden zu gehen und sich pflegen zu lassen."
Eine Anregung
Gestern meinte jemand, man könne auch kirchliche Lieder verhunzen. "Verhunzen", woher kommt dieses Wort. Ich habe nachgeschaut. DWDS, der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute gibt folgende Erklärung: "hunzen Vb. (heute ungeläufig, doch noch mundartlich) ‘jmdn. einen Hund nennen, wie einen Hund behandeln, wie einen Hund beschimpfen’; danach ‘schinden, plagen’ und ‘verderben’ ..., wofür heute allgemein verhunzen Vb. (um 1700; literatursprachlich durch Lessing). Das Verb ist eine nhd. Bildung zu Hund wie duzen zu du, siezen zu Sie."
Genau so habe ich es vermutet. Eine solche Herleitung wirft auch ein Licht auf den schlechten Umgang insbesondere mit Hunden und im Allgemeinen mit Tieren. Hunde werden krankgezüchtet, ausgesetzt, getreten, mit Steinen beworfen, vergiftet, man ertränkt sie in einem Sack, sie werden ins Tierheime gebracht, eingeschläfert und noch in manch weiterem Mass misshandelt. Zugleich seien Hunde die besten Freunde der Menschen. Wie geht das zusammen?
Auf der anderen Seite der Skala spricht man davon, dass Hunde oft vermenschlicht würden. Eigenartiger Weise hat hier der Bezug auf den Menschen eine zwiespältige Bedeutung. Wenn Menschen wie Menschen behandelt werden, dann ist das gut. Aber wenn das mit Tieren geschieht, dann ist es, als würde man diesen zu viel Ehre antun.
Andererseits sind es doch gerade wir Menschen, die überhaupt erst etwas verhunzen können. Einen Hund vermenschlichen würde folglich bedeuten, dass auch dem Hund zugetraut wird, dass er Hund und Menschen verhunzen kann. Sprache ist kompliziert.
Bleibt die Ausgangsfrage: Kann ein Lied verhunzt, also ausgesetzt, getreten, mit Steinen beworfen, vergiftet, ertränkt, ins Liedheim gebracht, eingeschläfert und misshandelt werden? Kann es verhätschelt werden, verwöhnt, überfüttert...?
Eines haben Hunde und Menschen gemeinsam, sie können beide singen, wie dieses Video beweist. Oder auch, wie dieser Dackel, der es auf Kommando tut.
Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen
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