Donnerstag, 9. Mai 2024

Bischof Stefan Zürcher zur Generalkonferenz

Ein Zitat

Stefan Zürcher vor dem Tagungszentrum in Charlotte.
Foto © Screenshot vom Video
"Ich habe meine erste Generalkonferenz positiv erlebt." Bischof Stefan Zürcher von der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa

Ein Bibelvers - Psalm 24,9

"Ihr Tore des Tempels, seid hocherfreut! Ihr Türen der Urzeit, öffnet euch weit! Es kommt der König der Herrlichkeit!"

Eine Anregung

Zur Eröffnung der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche, die vergangene Woche in Charlotte endete, gab es von Bischof Stefan Zürcher eine Videobotschaft (Siehe Blogbeitrag vom 25. April 2024). Mit einer weiteren Videobotschaft zieht er anlässlich des Abschlusses der Generalkonferenz ein Fazit. Hier geht es zum sehenswerten Beitrag.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen


Mittwoch, 8. Mai 2024

Die Ehe in den Sozialen Grundsätzen

Ein Zitat

Hochzeitsvorbereitungen vor der Eglise des Croisettes.
Foto © Jörg Niederer
"Du bist das Kind der Liebe Gottes. Die Kirche gleicht heute viel mehr dem Himmel." Bischöfin Karen Oliveto

Ein Bibelvers - 1. Mose 2,24

"Darum verlässt ein Mann seinen Vater und seine Mutter und verbindet sich mit seiner Frau. Sie sind dann eins mit Leib und Seele."

Eine Anregung

In den nächsten Tagen werde ich Abschnitte aus den neu revidierten und von der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche in Charlotte angenommenen Sozialen Grundsätzen hier in deutscher Sprache wiedergeben. Die Sozialen Grundsätze werden nicht als rechtlich verbindlich angesehen, sondern als Anleitung zu einer im Glauben an Christus begründeten Lebensführung. Ihre Geschichte begann vor mehr als 100 Jahren mit dem ersten Sozialen Bekenntnis, das durch die Bischöfliche Methodistenkirche formuliert wurde. 

Die offizielle deutschsprachige Übersetzung der Sozialen Grundsätze hilft zwar beim Verstehen des englischen Originals, hat aber diverse sprachliche und orthografische Mängel. Diese versuche ich im von mir wiedergegebenen Text zu korrigieren. Es handelt sich also nicht um eine von den deutschsprachigen Zentralkonferenzen autorisierte Version.

Beginnen wir mit dem Abschnitt, der von Plenum der Generalkonferenz als einziger etwas ausführlicher diskutiert und angepasst wurde (Siehe dazu den Blog-Beitrag vom Freitag, 3. Mai 2024). Beginnen wir bei der Ehe. 

Ehe

In der Kirche bekräftigen wir die Ehe als einen heiligen, lebenslangen Bund, der zwei gläubige Menschen (einen erwachsenen, ehemündigen Mann und eine erwachsene ehemündige Frau, oder zwei erwachsene, ehemündige Personen) in eine Verbindung miteinander und in eine tiefere Beziehung mit Gott und der Glaubensgemeinschaft bringt.

Die Evangelisch-methodistische Kirche anerkennt die Ehe zwar nicht als Sakrament, wir feiern und schätzen diese Partnerschaft jedoch als einen Glaubensausdruck des Paares, verankert in der Beziehung mit Gott und zueinander. Die Ehe reflektiert daher eine kontinuierliche Bereitschaft, gemeinsam in Jesus Christus zu wachsen und eine Hingabe, eine Bundbeziehung zu kultivieren, die Vertrautheit, Gnade und Liebe umschließt.

Als Teil einer größeren Gesellschaft bestätigen wir auch die Wichtigkeit einer standesamtlichen Eheschließung und die rechtliche Anerkennung von Lebensgemeinschaften durch den Staat. Eine solche rechtliche Anerkennung ist wichtig für den Schutz der Familien, für die legale Regelung von Erbschaften, und für die Rechtssicherheit, damit Ehepartnern und Kindern alle die Rechte, Vorteile und den Schutz erhalten, zu denen sie berechtigt sind.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen 

Dienstag, 7. Mai 2024

Ökologie und Nachhaltigkeit an der Generalkonferenz

Ein Zitat

In einer intakten und biodiversen Natur leben auch seltene Tiere wie der Neuntöter.
Foto © Jörg Niederer
"In seinem Aufruf zum Handeln … ruft der Bischofsrat der Evangelisch-methodistischen Kirche zu einer Praxis der Umweltheiligung auf, um die natürlichen Ressourcen zu erhalten, durch die Verwendung von ausschliesslich erneuerbaren Ressourcen bei jeder Versammlung und jedem Dienst in unseren Gemeinden und unserer Kirche. Ein wichtiger Ausdruck davon ist die Verringerung von Plastik, das wir bei den Zusammenkünften unserer Kirche verwenden." Aus dem von der Generalkonferenz angenommenen Antrag 369 der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland

Ein Bibelvers - Psalm 8,4+5

"Schaue ich hinauf zum Himmel, staune ich über das Werk deiner Finger. Betrachte ich den Mond und die Sterne, die du dort oben befestigt hast, so frage ich: Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, das Menschenkind, dass du dich seiner annimmst?"

Eine Anregung

Auch wenn an der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche, die vergangene Woche in Charlotte zu Ende gegangen ist, andere Themen im Fokus standen, waren auch Klimagerechtigkeit und Ökologie Teil der Verhandlungen. Diese wurden allerdings via Sammelanträge angenommen, da sie in den vorberatenden Kommissionen immer eine überwältigende Mehrheit fanden. Einzig der Antrag, dass Wespath, die Rentenversicherung der Evangelisch-methodistische Kirche in den USA, aus allen Geldanlagen von Unternehmen aussteigen soll, welche im Geschäft mit fossilen Brennstoffen wirken, kam nicht durch. Das Unternehmen Wespath, das 26 Milliarden Doller verwaltet und damit einer der grössten Rentenversicherer auf der Welt ist, argumentierte, dass es einerseits verschieden Anlagepläne gebe, die "Fossil Free" seien, andererseits es auch gut sei, wenn man als Anleger die Unternehmen, die im fossilen Geschäft sind, beeinflussen könne. 

Jedoch wurden verschiedene Resolutionen zur Klimagerechtigkeit und einem ökologischeren Umgang als Kirche neu bestätigt.

Auch der Teil zur Schöpfungsgemeinschaft in den revidierten Sozialen Grundsätzen wurde anstandslos durchgewunken.

Ein weiterer Antrag, der eingebracht und angenommen worden war, fordert in jeder Ortskirche oder jedem Distrikt ein "grünes Team", das "jedes Jahr in vier Bereichen tätig wird - Gottesdienst, Bildung, Praxis und Anwaltschaft - und Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aller Altersgruppen Inspiration, Wissen, Ermutigung und praktische Mittel für den Einsatz für Schöpfung und Gerechtigkeit vermittelt." 

Eine weitere angenommene Petition bekennt die Mitschuld der Evangelisch-methodistischen Kirche an der durch fossile Brennstoffe verursachten Klimaerwärmung und fordert, dass die Kirche bis 2050 keine Treibhausgase (net-zero) mehr verursacht.

Weiter wird gegenüber den Industrienationen gefordert, dass diese als Hauptverursacher der Klimaerwärmung die Treibhausgasemissionen schnell und umfassend senken.

Vor allem die deutschen Delegierten mag es sehr gefreut haben, dass die Generalkonferenz auch den Antrag zur Vermeidung von Plastik, der von Bischof Harald Rückert eingereicht worden war, ohne Änderungen angenommen hat. Darin wird gefordert: "1. dass für alle kirchlichen Aktivitäten der lokalen, jährlichen, zentralen, jurisdiktionalen und Generalkonferenz-Gremien eine doppelte Strategie der Vermeidung (Vermeidung von Plastik, wo immer möglich, Ersatz von Einweg-Plastikartikeln wie Geschirr, Kaffeebechern oder Taschen durch Artikel aus wiederverwertbarem, vorzugsweise natürlich vorkommendem Material) und der Reduzierung (z.B. Verwendung von Geschirr, das gespült und wiederverwendet werden kann) verfolgt werden soll;
2. dass sich alle Delegierten zu entsprechendem persönlichen Handeln verpflichten, indem sie eine Verhaltensänderung im Interesse des Umweltschutzes vorleben." 

All das ist erfreulich für die Umwelt und Schöpfung, ohne dass die Kirche sich damit aber abhebt von der aktuellen Politik oder Gesellschaft. Eine Vorreiterrolle spielt die Evangelisch-methodistische Kirche damit noch nicht.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Montag, 6. Mai 2024

Maiglöckchenzeit

Ein Zitat

Maiglöckchen im Wald bei Homburg, Thurgau
Foto © Jörg Niederer
"Roti Rösli im Garte / Maierysli im Wald / Wenn dr Wind chunnt cho blase / De verwelke sie bald." Kinderlied

Ein Bibelvers - 2. Mose 25,31-33

"Mach einen Leuchter aus reinem Gold. Leuchter, Fuss und Schaft sollen aus einem Stück gearbeitet sein, mit Blüten, Knospen und Blättern. Er soll sechs Arme haben, je drei auf jeder Seite des Schafts. Jeder Arm soll drei Blüten haben, geformt wie Mandelblüten mit Knospen und Blättern."

Eine Anregung

Jetzt blühen sie wieder; die Maiglöckchen. Und auch den ersten Maikäfer habe ich schon gesehen. Es gibt etliche Pflanzen, die nach bestimmten Jahreszeiten oder Monaten benannt sind. Zum Winter gehört das Wintergrün, die Winterkresse oder die Winternarzisse. Zum Frühling das Frühlings-Adonisröschen, der Frühlings-Enzian und die Alpen-Frühlingsmiere. Zum Sommer passt die Sommerwurz, die Sommermalve und der Sommerflieder. Und dem Herbst gehört die Herbstzeitlose, die Herbst-Alraune und die Herbstaster. Dem März ist der Märzenbecher zugeordnet, dem Mai natürlich das Maieryesli, und dann fällt mir keine deutsch benannte Blume mehr ein zu einem Monat. Aber vielleicht weist du noch die eine oder andere Pflanze, die entsprechend benannt ist.

Jedenfalls sind die nun überall aufleuchtenden Blüten eine Bereicherung. Es kommt vor, dass ich im Jahresverlauf unvermittelt ein mir bekanntes Blümlein wiederentdecke, und denke: "Wie schön, dass ich dich wieder blühen und wachsen sehen darf. Ich habe ganz vergessen, dass du mich durch meine Lebensjahre begleitest. Nächstes Jahr werde ich dich erwarten. Bestimmt!" Und im nächsten Jahr - bin ich wieder überrascht. Positiv überrascht.

Möge dein heutiger Tag eine positive Überraschung werden!

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Sonntag, 5. Mai 2024

Von geistlichen Ämtern

Ein Zitat

Lindsey Baynham Freeman und Emily Kincaid vom General Board of Higher Education Ministries vertraten den Antrag, der den Diakoninnen und Diakonen die Beauftragung zur Sakramentsverwaltung gibt.
Bildschirmfoto aus dem Livestream
"Ich bin dankbar, dass mir als Diakon die sakramentale Verantwortung übertragen wurde, also den Tisch in die Welt zu tragen. Das ist meine Berufung als Diakon - eine Brücke zwischen Kirche und Welt zu schlagen." Diakon Gregory Gross an der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche

Ein Bibelvers - 1. Timotheus 3,8+9

"Die Diakone sollen ebenfalls würdig sein. Auf ihr Wort muss man sich verlassen können. Sie dürfen weder übermässig viel Wein trinken noch darauf aus sein, sich zu bereichern. Sie sollen mit reinem Gewissen das Geheimnis des Glaubens bewahren."

Eine Anregung

An Sonntagen sind Menschen mit geistlichen Ämtern besonders gefordert. Und so folgt hier ein Nachtrag von der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche in Charlotte - sie ging am vergangenen Freitag zu Ende - der sich mit drei geistlichen Beauftragungen beschäftigt. 

Fangen wir bei den Bischöfinnen und Bischöfen an. Über die zwei neuen Bischofsgebiete in Afrika habe ich schon berichtet. An der Generalkonferenz wurde aber auch entschieden, dass in den USA 7 Bischöfinnen oder Bischöfe weniger als bisher benötigt werden und finanzierbar sind. Von aktuell 39 aktiven Bischöfinnen und Bischöfen wird reduziert auf 32 aktive Bischöfinnen und Bischöfe. Dies einerseits aufgrund der Kirchenspaltung - 25% der Gemeinden haben die Evangelisch-methodistische Kirche verlassen - und weil dies massive Budgetkürzungen verlang. Für die nächsten 4 Jahre stehen der Kirche 42% weniger Finanzmittel zur Verfügung als in den vergangenen Jahren. Dieses Budget wurde am letzten Sitzungstag von den Delegierten ohne viel Diskussion angenommen.

Schon am Donnerstag wurde die Beauftragung von Diakoninnen oder Diakonen entscheidend erweitert. Während ordinierte Älteste der Kirche nebst Verkündigung am Wort auch die Aufgabe der Leitung und Sakramentsverwaltung haben, sind Diakoninnen und Diakone gemäss Kirchenordnung von Gott berufen und der Kirche beauftragt, "... zu einem lebenslangen Dienst des Wortes und des Dienstes". Neu hat die Generalkonferenz den Diakoninnen und Diakonen auch die volle Sakramentsverwaltung übertragen. Zwar konnten Diakoninnen und Diakone auch schon bisher Taufen durchführen und Abendmahl halten, aber nur mit ausdrücklicher Bewilligung durch eine Bischöfin oder einen Bischof. In den USA, wo es viele Diakoninnen und Diakone gibt, löste dieser Entscheid viel Freude und Dankbarkeit aus. In der Schweiz ist meines Wissens eine Diakonin im vollzeitigen Dienst der Kirche.

Zuletzt noch zum Ältestenamt. Im 5 Jahre dauernden Intermezzo mit den verschärften Bestimmungen des Traditional Plans wurden in diversen Verfahren ordinierte Älteste aus dem Amt entlassen, weil sie selbstbekennende und praktizierende Homosexuelle sind oder weil sie gleichgeschlechtliche Trauungen vollzogen haben. Beides war durch die Kirchenordnung verboten. Im letzten Geschäft der Generalkonferenz wurde entschieden, dass solche Älteste wieder in die Evangelisch-methodistische Kirche aufgenommen werden können. Wie viele dieser entlassenen Pfarrpersonen wieder zurückkommen werden, wird interessant sein zu beobachten.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Samstag, 4. Mai 2024

Die Generalkonferenz ist Geschichte

Ein Zitat

Am letzten Tag der Generalkonferenz in Charlotte tanzten die Delegierten nach dem Morgengottesdienst ausgelassen zum Soul-Hit Love Train.
Bildschirmfoto aus dem Livestream

"Wir sind dazu aufgerufen, nichts Böses tun, Gutes tun und in der Liebe zu Gott zu bleiben."
Molly Hlekani Mwayera

Ein Bibelvers - Psalm 37,27

"Halte dich fern vom Bösen und tue Gutes! So wirst du für immer im Land wohnen."

Eine Anregung

Die Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (The United Methodist Church - UMC) in Charlotte, North Carolina ist Geschichte. Gestern Freitag endete die alle 4 Jahre stattfindende, zehntägige Tagung. Die Generalkonferenz ist das oberste Leitungsgremium der weltweiten Methodistenkirche.

In diesem Jahr wurde unübersehbar Geschichte geschrieben. Nicht ganz unerwartet und doch für alle überraschend klar. In gewisser Weise hat sich, um eine biblische Redewendung aufzugreifen, die Kirche vom Saulus zum Paulus gewandelt.

Als an der Sonder-Generalkonferenz von 2019 die Delegierten den Traditional Plan annahmen, wurde damit der inklusive Teil der Kirche mit ausschliessenden neuen Kirchenparagraphen vor den Kopf gestossen. In der Folge zerbrach die Kirche. In den USA haben seither 25% der meist traditionellen Gemeinden die UMC verlassen. In der nun nachgeholten Generalkonferenz von 2020 - sie fiel mehrfach wegen der COVID-Pandemie aus - wurden nicht nur die 2019 neu hinzugekommenen Restriktionen wieder entfernt, sondern auch (vermutlich) alle verletzende Aussagen aus früherer Zeit. Sie hatten teilweise eine mehr als 50-jährige Tradition in der UMC. Hinter dieser Entwicklung steht auch eine Mehrheit der afrikanischen Delegierten, wenn dies auch von einigen wenigen bestritten wird.

Nichts zeigte diesen U-Turn besser als die Freude am Freitagmorgen. Nach dem Morgengottesdienst bildeten die Konferenzdelegierten zum Soulhit "Love Train" Polonaisen (Siehe Aufzeichnung vom Gottesdienst, ab etwa 1:03:20), fasten sich lachend und weinend an den Händen und tanzten ausgelassen in grossen Sitzungssaal. Also just zu einem Song der Gruppe O'Jays, der 1972 die Charts stürmte, im selben Jahr also, als in der Kirchenordnung der UMC erstmals eine disqualifizierende Aussage über Homosexuelle Eingang fand.

Am gestrigen Freitag wurden nun noch einmal einige diskriminierende Stellen aus der Kirchenordnung gestrichen. So wurden Strafbestimmungen gelöscht, welche die Trauung von gleichgeschlechtlichen Paaren verbieten. Im Verlauf der letzten dreissig Jahren wurden für die Übertretung dieser Bestimmungen etlichen Pfarrpersonen der Prozess gemacht. Zugleich wurde eine neue Bestimmung angenommen, die wie folgt lautet: "Von keiner Pfarrperson darf zu irgendeiner Zeit verlangt werden, dass sie eine Eheschließung, eine Trauung oder eine Segnung vornimmt, oder es darf ihr untersagt werden, eine solche vorzunehmen. Alle Geistlichen haben das Recht, nach ihrem Gewissen zu entscheiden, wenn sie gebeten werden, eine Eheschließung, eine Trauung oder eine Segnung vorzunehmen." Dieser Text kommt unter dem neuen Wind, der nun in der UMC weht, vor allem den traditionell denkenden Pfarrpersonen zugut. Gerade darin wird sichtbar, dass die Evangelisch-methodistische Kirche eine wirklich inklusive Gemeinschaft sein will, in der alle Menschen, egal was sie denken, angenommen sind und unter dem Segen und der Gnade Christi Teil der Kirche sein dürfen.

Von weiteren Regeln, welche traditionell denkende Kreise schützen, schreibt auch Bischof Zürcher in einem Brief-Résumé, das gestern veröffentlich wurde. Es kann im gesamten Wortlaut heruntergeladen werden.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Freitag, 3. Mai 2024

Die revidierten Sozialen Grundsätze sind beschlossen

Ein Zitat

Molly Mwayera aus Simbabwe bringt an der Generalkonferenz beim Eheverständnis in den Sozialen Grundsätzen einen Änderungsantrag ein.
Bildschirmfoto aus dem Livestream
"Die neu verabschiedeten Sozialen Grundsätze wurden als lehrreiches Dokument für alle Mitglieder der Evangelisch-methodistischen Kirche erstellt. Sie sind für die Erwachsenenbildung, für die Predigt von der Kanzel, für den Seminarunterricht und als Leitfaden für uns alle gedacht. So können wir sie jetzt nutzen." Bischöfin Sally Dyck

Ein Bibelvers - 2. Mose 20,1+2

"Gott sprach alle diese Worte: 'Ich bin der Herr, dein Gott! Ich habe dich aus dem Land Ägypten herausgeführt – aus dem Leben in der Sklaverei.'"

Eine Anregung

Die revidierten Sozialen Grundsätze sind beschlossen. Gestern wurde vom Plenum der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche in Charlotte, North Carolina auch der Abschnitt "The Social Community" mit 523 Ja-Stimmen gegen 161 Nein-Stimmen angenommen. In diesem Teil findet man den Abschnitt zur menschlichen Sexualität und das Eheverständnis der Kirche, also die zwei umstrittensten Themen, welche auch in gewisser Weise zur aktuellen Kirchenspaltung geführt haben.

Die an dieser Stelle 1972 in die Sozialen Grundsätze aufgenommene Aussage: "Die weltweite Evangelisch-methodistische Kirche kann die praktizierte Homosexualität nicht gutheissen und betrachtet diese Handlungsweise als unvereinbar mit der christlichen Lehre" ist in den revidierten Sozialen Grundsätzen nicht mehr zu finden.

Mehr zu reden gab das Eheverständnis. Im dazugehörigen Text wurde bekräftigt, die Ehe zu verstehen "...als einen heiligen, lebenslangen Bund, der zwei gläubige Menschen miteinander verbindet...". Molly Mwayera aus Simbabwe brachte dazu einen Abänderungsantrag ein. Sie nannte dies "die doppelte Definition der Ehe" und wolle damit die verschiedenen Ehevorstellungen in den Weltregionen stärken. Ihre vorgeschlagene Einfügung findet sich im nachfolgenden Zitat aus den Sozialen Grundsätzen zwischen den rechteckigen Klammern: "In der Kirche bekräftigen wir die Ehe als einen heiligen, lebenslangen Bund, der zwei gläubige Menschen [einen erwachsenen Mann und eine erwachsene Frau die ehemündig sind, oder zwei erwachsene, ehemündige Personen] in eine Verbindung miteinander bringt." ("Within the church we affirm marriage as a sacred lifelong covenant that brings two people of faith [adult man and woman of consenting age or two adult persons of consenting age] into union with one another.") Der Abänderungsantrag wurde von 72% der Stimmenden angenommen. Somit findet sich nun auch wieder das traditionelle Eheverständnis zwischen einem Mann und einer Frau in den Sozialen Grundsätzen.

Bischof Stefan Zürcher schreibt zu dieser Entwicklung in einem Brief, der in diesen Tagen allen Pfarrpersonen der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa zugestellt wird: "Die revidierten Sozialen Grundsätze enthalten weiterhin das traditionelle Verständnis der Ehe und eröffnen die Möglichkeit, es auch anders zu definieren. Qualifizierende Aussagen zur sexuellen Orientierung werden in den Sozialen Grundsätzen und der Kirchenordnung nicht mehr gemacht. Wichtig für uns: Die Generalkonferenz gab den Zentralkonferenzen ausdrücklich die Befugnis, für ihr Gebiet die Definition der Ehe und Richtlinien für Feiern zur Eheschliessung sowie die Anforderungen an Bewerbende für den pastoralen Dienst und die Ordination selbst festzulegen. Die Zentralkonferenzen können diese Kompetenzen an ihre Jährlichen Konferenzen übertragen. Was wir an der ausserordentlichen Zentralkonferenz in Basel im November 2022 beschlossen haben, können wir nun mit der vollen Unterstützung der Generalkonferenz umsetzen. Schon damals haben wir den Schutz der verschiedenen Überzeugungen in unserer Zentralkonferenz sichergestellt."

Mit diesem letzten Entscheid zu den Sozialen Grundsätzen hat eine 12-jährige intensive Arbeit, die ihren Ausgang im europäischen Kontext genommen hat (siehe Beitrag vom 29. April) einen erfolgreichen Abschluss gefunden. 

Und was ist aus der Amtszeitbeschränkung beim Bischofsamt geworden? Eine gestern diskutierte Vorlage sah vor, die Amtszeit in den USA auf 8 plus 4 Jahre zu beschränken. Dies wurde dann abgeändert auf 8 plus 8 Jahre. Letztlich wurde der Antrag als Ganzes an die zuständigen Boards zurückgewiesen. Für die Zentralkonferenzen hätte dieser Antrag sowieso keine Veränderung gebracht aufgrund des folgenden Satzes in der Vorlage: "Jeder Bischof, der von einer Zentralkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche gewählt wird, hat eine Amtszeit, die von der Zentralkonferenz, die den Bischof wählt, festgelegt wird."

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Donnerstag, 2. Mai 2024

Die Generalkonferenz nimmt Fahrt auf

Ein Zitat

Lonnie Chafin, ich kenne ihn aus der Zeit im General Board of Church and Society, vertrat einige der schwierigeren Anträge, welche auch Auswirkungen auf die Zentralkonferenzen haben werden.
Bildschirmfoto aus dem Livestream
"Wenn also jemand sagt: 'Wir werden neutral', dann bedeutet das für mich, dass wir zu einem Punkt zurückkehren, an dem wir alle Ausdrücke entfernt haben, die eine Gruppe von Menschen identifizieren und sie diskriminieren. Das ist für mich eine neutrale Sprache." Jan Lawrence, Geschäftsführerin vom Reconciling Ministries Network

Ein Bibelvers - Psalm 118,24

"Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat. Lasst uns jubeln und uns freuen über ihn!"

Eine Anregung

Die Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) in Charlotte, North Carolina nimmt Fahrt auf. Das ist auch gut so, denn die Arbeitslast, die nach dem drittletzten Sitzungstag noch vor den Delegierten liegt, bleibt gross. Zu Feiern gibt es für die meisten der Delegierten schon jetzt.

Die 2019 an der Sonder-Generalkonferenz angenommenen Gesetzestexte des "Traditional Plans" wurden fast kommentarlos und mit grosser Mehrheit aus der Kirchenordnung wieder entfernt.

Fast alle Paragraphen, in denen die menschliche Sexualität eine diskriminierende Rolle gespielt hat, wurden aus der Kirchenordnung der weltweiten Kirche entfernt. Mit diesem Weglassen wird eine Haltung in der EMK ermöglicht, die von traditionell bis liberal-progressiv gelebt werden kann. Weitere Korrekturen in dieser Sache stehen wohl heute [Livestream ab 14.00 Uhr MESZ] an der Generalkonferenz auf den Traktanden.

Ein weiteres umstrittenes Thema war ein Antrag, die Möglichkeit weiterzuführen, in vereinfachter Weise als Gemeinde aus der Evangelisch-methodistischen Kirche auszutreten. Dieser Antrag wurde von der Generalkonferenz auf Empfehlung des vorberatenden Komitees mit grosser Mehrheit abgelehnt. Damit findet die vereinfachte Abspaltung von der EMK ein definitives Ende.

Ein letzter Antrag zur Regionalisierung wurde gestern ebenfalls angenommen. Es war die knappste Abstimmung mit 81% Zustimmung. Allein diese grosse Mehrheit zeigt das Zusammenrücken der EMK weltweit überdeutlich.

Gleichentags wurde ein anderer Antrag angenommen, der die Möglichkeit eröffnet, dass Kirchen, welche sich von der EMK getrennt haben, wieder zu ihr zurückkehren können. Eine Rednerin meinte: "Das entscheidende Wort in dieser Sache lautet 'Gnade'".

Die meisten der Delegierten sind mit dieser Entwicklung sehr zufrieden. Mehr als ein Wermutstropfen ist jedoch, dass die Delegierten der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa, zu der auch die Schweiz gehört, eine grosse Zahl von Ländern in ihrem Bischofsgebiet versammelt, welche traditionell ausgerichtet sind. Entsprechend gehören auch etliche der Delegierte unserer Zentralkonferenz zu den "Verlierern" an der Generalkonferenz und fragen sich nun, wie es bei ihnen zuhause weitergehen wird. Vorbeugend hat die Zentralkonferenz bereits früher vom Adaptionsrecht Gebrauch gemacht, und die Rahmenbedingungen so gesetzt, dass es traditionell denkenden Gemeinden, Jährlichen Konferenzen und Länderdistrikten möglich wird, bei den Formulierungen der bisherigen Kirchenordnung zu bleiben. Was es dafür braucht, ist die Kraft, sich in christlicher Geschwisterlichkeit zu ertragen, selbst wenn die Haltung zu bestimmten Themen wie der menschlichen Sexualität und dem Eheverständnis gegensätzlicher nicht sein könnte. Ob das wohl gelingt?

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Mittwoch, 1. Mai 2024

Konferenzmuster und Minority Report

Ein Zitat

Am vergangenen Montag performten auch Tänzerinnen beim Auftritt der methodistischen Frauen von United Women in Faith an der Generalkonferenz in Charlotte.
Bildschirmfoto aus dem Livestream
"Vielleicht ist die Hölle nichts als eine gewaltige Konferenz derer, die wenig oder nichts zu sagen haben, aber eine Ewigkeit dafür brauchen." Dudley C. Stone, amerikanischer Topmanager

Ein Bibelvers - Nehemia 8,3

"Vom Morgen bis zum Mittag las Esra auf dem Platz vor dem Wassertor daraus vor. Die Männer, Frauen und alle, die es verstehen konnten, hörten aufmerksam zu. Das ganze Volk folgte gespannt den Worten der Schrift."

Eine Anregung

Die Leichtigkeit eines Tanzes hat eine Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche nicht gerade. Vielleicht kann man sogar sagen: im Gegenteil. Was sich an dieser wichtigsten und grössten methodistischen Konferenz zeigt, lässt sich bei allen Konferenzen beobachten.

Finanzfragen: Da wäre das Ringen um die Finanzen. Geld hat eine Kirche nie genug. Und wenn sie genug hat, dann wird sofort dafür gesorgt, dass es beim nächsten Mal wieder so ist, dass Geld für die Arbeit knapp ist. Entsprechend dauern die Beratungen über Finanzen oft lange und sind in ihrem Inhalt umstritten. Gestern wurde ein Minority Report angenommen. Das hat nichts mit dem spannenden Science-Fiction-Film gleichen Namens zu tun, sondern mit der Möglichkeit, dass die Konferenz sich auch einer Minderheitenmeinung anschliessen kann. Was sie denn auch getan hat, wobei durch die Verhandlungen ein Kompromiss herausgekommen ist zwischen der finanziellen Unterstützung der Ortsgemeinden und dem gesamtkirchlichen Finanzbedarf.

Geschäftsordnung und Zeit: Da wären die Vorgaben durch die parlamentarischen Regeln. Diese sehen vor, dass ein leitender Bischof nur leitet und nicht mitredet. Werden komplizierte Fragen gestellt, können schon einmal Minuten vergehen, bis man sich auf eine Antwort einigt.
Allein schon die elektronische Abstimmung dauert in der Regel 2 Minuten, da es immer wieder technische Probleme gibt. Rednerinnen und Redner brauchen weiter Zeit, um an die Mikrofone zu gelangen. Noch einmal Zeit kosten der Rattenschwanz bei der Selbstvorstellung, und weil sich auch bekannte Personen, die viel reden, jedes Mal wieder von neuem vorstellen in der Form: Name, Vorname, Laien- oder Pfarrperson, Geschlecht, Altersgruppe, Hautfarbe, Herkunft, Abstammung, Gender und Pronomen, vergeht je nach Redetempo dafür beachtlich viel Konferenzzeit. Eine Beschränkung auf das nicht Offensichtliche schiene mir angemessener.
Mit jedem Änderungs- oder Ergänzungs- oder Rückweisungsantrag nimmt ein Geschäft weitere Zeit in Anspruch. Da die Regeln vorsehen, dass jeweils bis drei Personen je dafür und dagegen sprechen können und dabei drei Minuten Redezeit bekommen, dauern solche Verhandlungsteile in der Regel mindestens 20 Minuten. Gestern wurde dann die Redezeit parlamentarisch verkürzt auf zwei Minuten. Das soll bis acht Stunden Zeit einsparen.

Verhandlungsstau: Ein weiteres Muster ist, dass gegen Ende der Konferenz die Zeit für all die Geschäfte, die noch nicht behandelt wurden, knapp wird. So hat die Generalkonferenz zwar gestern einige Vorlagen mehr als die Tage zuvor bearbeitet, und doch sind es heute sogar noch mehr Vorlagen als Gestern, die es bis zum Ende der Generalkonferenz zu behandeln gilt. Auch ein Muster: Eingesparte Zeit wird für anderes wieder verschwendet.

Begleitprogramm: Präsentationen der verschiedenen Player an einer Konferenz müssen unterhalten. Das zumindest ist die Meinung der Macher. Also werden Filme gezeigt, es wird getanzt, und vorgestellt und vieles mehr. Würde man sich auf die Fakten beschränken, dann würde dafür die halbe Zeit ausreichen. Aber es wäre halt nicht so nice.

Konferenzende: Jede Konferenz findet ein Ende. Das ist zumindest eine tröstliche Erfahrung. Also bleiben wir guter Hoffnung. 

PS: Ein beachtlicher Teil der neuen, revidierten Sozialen Grundsätze wurde bereits von der Generalkonferenz angenommen. Es bleiben Abschnitte, für die es Verhandlungen im Plenum braucht.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen

Dienstag, 30. April 2024

Zwei Bischofsgebiete mehr für Afrika

Ein Zitat

Bischof Harald Rückert vertrat an der Generalkonferenz für das Standing Committee on Central Conference Matters den Antrag für weitere Bischofsgebiet in Afrika.
Bildschirmfoto aus dem Livestream
"Schickt keine Leute nach Afrika, um Menschen aus der Evangelisch-methodistischen Kirche herauszuholen." Bischof Eben K. Nhiwatiwa in seiner Predigt vom vergangenen Samstag an der Generalkonferenz in Charlotte

Ein Bibelvers - Matthäus 4,1

"Danach wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt. Dort sollte er vom Teufel auf die Probe gestellt werden."

Eine Anregung

Es war eine schwierige Diskussion am gestrigen Verhandlungstag der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche in Charlotte. 2016 an der Generalkonferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche wurde die Notwendigkeit von fünf neuen Bischofsgebieten in Afrika von den Delegierten bestätigt. Durch die sehr angespannte finanzielle Situation aufgrund der Kirchenspaltung ist dies 2024 nicht mehr umsetzbar. So stand ein Antrag im Raum, zu den 13 bestehenden afrikanischen Bischofsgebieten zwei weitere einzurichten, und für die weiteren drei unbestritten nötigen Bischofsgebiete in Afrika Wege bis 2028 zu finden.

Die Verhandlungen waren dann von zahlreichen Änderungs- und Zusatzanträgen geprägt. Verständlich, dass viele afrikanische Delegierte mit dieser Vorlage unglücklich waren und sich stark machten für weiter Bischofsgebiete zum jetzigen Zeitpunkt. Zwei Änderungsanträge kamen durch, der eine eine Präzisierung. Der andere Änderungsantrag, der angenommen wurde, sieht vor, bereits bei der nächsten ausserordentlichen Tagung der Generalkonferenz 2026 (falls sie stattfindet) einen Vorschlag zu erwarten, wie die drei anderen zusätzlichen Bischofsgebiete finanziert und eingerichtete werden können.

Die an sich nicht so komplizierte Vorlage wurde nicht überall verstanden. So meinten einige Redner, in Afrika werde nun sogar ein Bischof eingespart. Bischof Harald Rückert hatte alle Mühe, klar zu machen worum es wirklich geht.

Schlussendlich nach zwei Verhandlungsstunden, unterbrochen vom Mittagessen, wurde der Antrag mit 645 Ja-Stimmen und 96 Nein-Stimmen deutlich angenommen. Nun können die Zentralkonferenzen in Afrika die zwei zusätzlichen Gebiete definieren und wohl bald schon zur Bischofswahl für zwei neue Regionen schreiten.

Jörg Niederer ist Pfarrer in der Evangelisch-methodistischen Kirche St. Gallen-Teufen